Deutsche Nationalmannschaft Wie das Weserstadion für das Länderspiel herausgeputzt wird

Für das Länderspiel gegen die Ukraine im Weserstadion am kommenden Montag wird schon viel vorbereitet. Schon am Freitag soll das Stadion für den DFB bereit stehen.
07.06.2023, 10:02 Uhr
Lesedauer: 4 Min
Zur Merkliste
Wie das Weserstadion für das Länderspiel herausgeputzt wird
Von Malte Bürger

Bis ins Allerheiligste führte der Weg bereits. Mitten hinein in die Kabine von Werder Bremen. Dort, wo sonst nur die Bundesliga-Mannschaft, der Trainerstab und ganz wenige enge Vertraute hindürfen. Doch weil im Wohninvest Weserstadion am kommenden Montag (18 Uhr) das erste Mal seit mehr als elf Jahren wieder ein Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft stattfindet, wird in diesen Tagen überall geklebt und gebastelt, was das Zeug hält. Auch im Herzstück des Teams. „Wir haben alle unsere Spinde ausgeräumt, weil die Kabine in Deutschland-Farben dekoriert wird“, hat Niclas Füllkrug bereits verraten. Der Stürmer kann sich dann beim Duell gegen die Ukraine höchstpersönlich davon überzeugen, wie sein täglicher Arbeitsplatz statt in Grün-Weiß in Schwarz-Rot-Gold erstrahlt, schließlich gehört der Werder-Torjäger zum Aufgebot von Bundestrainer Hansi Flick für das 1.000. Länderspiel der DFB-Historie. Ein Ereignis, das eine enorme Zugkraft hat und bis auf ganz wenige Restkarten fast ausverkauft ist.

"Für uns kommt das nicht überraschend", betont Hans-Jörg Otto, Geschäftsführer der Bremer Weser-Stadion GmbH (BWS), im Gespräch mit unserer Deichstube. „Sowohl für den DFB als auch für den Standort Bremen ist einerseits die Mannschaft der Ukraine ein guter Gegner. Hinzu kommen die Bedeutung der Partie und die Tatsache, dass es lange kein Länderspiel mehr in Bremen gegeben hat."

Das letzte Mal spielte die Nationalmannschaft 2012 in Bremen

Erstmals schaute Deutschlands A-Nationalmannschaft im Mai 1939 am Osterdeich vorbei, damals gab es vor 35.000 Zuschauern ein 1:1 gegen Irland. Der zehnte und bis dato letzte Auftritt folgte 2012 mit einer 1:2-Niederlage gegen die französische Auswahl. Anschließend hat der Verband stets einen großen Bogen um Bremen gemacht, vor allem der Polizeikostenstreit hatte für Risse gesorgt, die lange nicht zu kitten waren. Bis jetzt. Die anstehende Rückkehr wollen Otto und Co. deshalb so schön wie möglich gestalten. „Wir wünschen uns natürlich auch aus Bremer Sicht, dass die Kollegen des DFB nach Hause fahren und sagen, dass es hier richtig toll war“, sagt er. „Dann hätten wir viel erreicht, darauf liegt unser gesamter Fokus."

Und genau deshalb wird rund um den Rasen und hinter den Kulissen fleißig geschuftet. Bis Freitag soll die Arena so hergerichtet sein, dass einem reibungslosen Ablauf nichts mehr im Wege steht. „Grundsätzlich übergeben wir ein werbeneutrales Stadion, sodass sich der DFB mit seinen relevanten Partnern präsentieren kann“, erklärt der BWS-Geschäftsführer. „Dafür neutralisieren wir alles, was sonst im herkömmlichen Betrieb eines Bundesliga-Spieltags zu sehen ist.“ Aktuell werden also Banden ausgetauscht oder überklebt, ebenso Reklametafeln oder sonstige Banner. Das erinnert an Werders erste Tage in der Champions League in den 1990er Jahren, als die UEFA stets ganz strenge Vorgaben machte und die gewohnte Werbung komplett verschwinden musste oder hinter gräulichen Planen verschwand. Ganz so streng ist der Deutsche Fußball-Bund nicht, alle Seiten ergänzen sich eher und beschneiden sich nicht pedantisch.

Prominenz aus ganzer Welt wird erwartet

Allein deshalb wird sich für die Fans beim Besuch nicht allzu viel ändern. Bekanntlich wirbt der DFB etwa mit einem anderen Bierbrauer als Werder, einen großflächigen Austausch an den Tresen im Stadion wird es trotzdem nicht geben. Stattdessen werden die gleichen Getränke und Snacks wie bei einem herkömmlichen Bundesligaspiel verkauft, auch die Preise bleiben unverändert.

Aufgrund des Jubiläumsspiels und des Gegners wird reichlich Prominenz aus der Welt des Fußballs und aus der Politik an der Weser zu Gast sein, auf der Westtribüne schauen auf Initiative der DFB-Stiftung Egidius Braun exakt 1000 aus der Ukraine geflüchtete Kinder und Jugendliche sowie deren Begleitpersonen der Begegnung zu. „Mit dem Länderspiel in Bremen setzt der Fußball ein besonderes Zeichen für den Frieden“, sagte DFB-Vizepräsident Ralph-Uwe Schaffert kürzlich. „Mit den Freikarten wollen wir den betroffenen Kindern und Jugendlichen eine Freude bereiten und ihnen zeigen, dass wir solidarisch an ihrer Seite stehen.“

"Mit Erfolgserlebnissen loslegen"

Der DFB will Nähe schaffen. Nicht nur in dieser Hinsicht, sondern vor allem auch sportlich. In den vergangenen Jahren ist die Nationalelf in Deutschland eher ein befremdliches Produkt als ein Herzen eroberndes Team gewesen. Doch die Emotionen wünscht sich auch Ilkay Gündogan zurück, der mit seinem Klub Manchester City am Sonnabend erst noch das Champions-League-Finale bestreitet, ehe er mit Verspätung zum DFB-Tross stößt: „Wenn wir noch für Aufbruchstimmung zur Heim-EM sorgen wollen, dann müssen wir jetzt mit Erfolgserlebnissen loslegen. Da sind wir als Mannschaft in der Pflicht, und ich persönlich empfinde auch eine große Motivation dabei, die Erfolglosigkeit nach den letzten Turnieren hinter uns zu lassen", betont der 32-Jährige. In Bremen gegen die Ukraine und während der beiden folgenden Partien gegen Polen (16. Juni, 20.45 Uhr) und Kolumbien (20. Juni, 20.45 Uhr) sollen die ersten Schritte gemacht werden. „Wir können nicht garantieren, dass wir alle drei Spiele gewinnen“, sagt Bundestrainer Flick. „Aber wir können garantieren, dass wir zu hundert Prozent Einsatz zeigen, dass wir zu hundert Prozent versuchen, die Fans auf unsere Seite zu ziehen."

Die Zuschauer im Wohninvest Weserstadion dürfen sich also Hoffnung auf ein rundum gelungenes Länderspielerlebnis machen. Für Hans-Jörg Otto ist das Resultat derweil eher zweitrangig. „Ich sehe das durch die Besucherbrille“, unterstreicht er. „Wenn alle wieder gesund nach Hause gehen und einen schönen sowie störungsfreien Abend erlebt haben, dann war es für mich ein perfektes Fußballspiel.“ 

Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+! Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Einwilligung und Werberichtlinie

Ich erkläre mich damit einverstanden, dass die von mir angegebenen Daten dazu genutzt werden, regelmäßig per E-Mail redaktionelle Inhalte des WESER-KURIER seitens der Chefredaktion zu erhalten. Die Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Ich kann diese Einwilligung jederzeit formlos mit Wirkung für die Zukunft widerrufen, z.B. per E-Mail an widerruf@weser-kurier.de.
Weitere Informationen nach Art. 13 finden Sie unter https://www.weser-kurier.de/datenschutz

Schließen

Das Beste mit WK+