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Werder verliert 1:2 gegen Mainz Wie verwandelt - und doch ohne Glück

Alexander Nouri hat am Mittwochabend ein bitteres Debüt als Trainer von Werders Bundesliga-Fußballern erlebt. Lange überzeugten seine Spieler gegen Mainz 05.
22.09.2016, 00:00 Uhr
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Von Olaf Dorow und Andreas Lesch

Alexander Nouri hat am Mittwochabend ein bitteres Debüt als Trainer von Werders Bundesliga-Fußballern erlebt. Lange überzeugten seine Spieler gegen Mainz 05.

Sie wirkten wie verwandelt. Sie führten, und sie zeigten all das, was sie zuletzt unter Viktor Skripnik nicht mehr gezeigt hatten. Am Ende aber verloren sie 1:2 (1:0). „Wir wollten das 1:0 durchbringen. Das hätte uns richtig, richtig gut getan”, sagte Mittelfeldmann Zlatko Junuzovic. „Und dann kriegen wir richtig einen drüber.” Sein Kollege Florian Grillitsch klagte: „Wenn man da unten steht, dann kommt das Pech auch noch dazu.” Grillitsch fügte an: „Was bringt uns eine gute Leistung, wenn wir am Ende mit leeren Händen dastehen? Da spielen wir lieber schlecht und holen die Punkte.”

Gut gespielt hatten die Bremer wirklich. Schon wer ihre Aufstellung sah, der konnte ahnen, dass an diesem Abend etwas anders werden würde. Nouri schickte Izet Hajrovic aufs Feld, den Flügelstürmer, der im Sommer 2014 zu Werder gekommen war und seitdem nie richtig glücklich wurde. Und er verhalf Ousman Manneh, dem 19 Jahre alten Angreifer aus der U23, zu seinem Bundesliga-Debüt. So mutig, wie diese Personalien waren, so mutig begannen Nouris Spieler auch die Partie.

Hajrovic, der Trickser

Nach vier Minuten flankte Kapitän Clemens Fritz zu Hajrovic, der den Ball vors Tor zu Manneh brachte. Der Angreifer kam noch mit der Fußspitze heran, aber zur Führung reichte das nicht. Doch Manneh ließ sich nicht entmutigen. Im Gegenteil: In der sechsten Minute brachte er einen Drehschuss aufs Tor. Zwar wurde dieser Drehschuss eher ein Drehschüsschen, aber was sollte es? Immerhin probierte Manneh was.

Auch Hajrovic fiel positiv auf. Er rannte, er trickste. Er wirkte, als wolle er all das nachholen, was er in seiner Zeit bei Werder bisher nie zeigen konnte. Er spielte ja jetzt endlich auch dort, wo er hingehört: auf dem rechten Flügel. Wie wertvoll er dort sein kann, bewies Hajrovic in der zwölften Minute. Er kam auf seiner rechten Seite an den Ball, in der Nähe der Mittellinie, und lief los. Er lief und lief und lief, dann zog er nach innen und schoss – aus etwa 20 Metern, mit Wucht und Effet, unhaltbar für den Mainzer Torwart Jonas Lössl.

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Als Werder den Bosnier Hajrovic einst verpflichtete, hieß es, er beherrsche einen ähnlichen Trick und eine ähnliche Schusstechnik wie Arjen Robben. Lange, viel zu lange fragten die Werder-Fans sich, ob das ernst gemeint war. Jetzt, nach diesem Moment gegen Mainz, wissen sie: Ja, der kann das. Der kann richtig wichtig sein.

Es klang schon fast kitschig, dass ausgerechnet Manneh und Hajrovic, Nouris zwei Neue, die erste Hälfte so dominierten. Es klang, als hätte ein Drehbuchschreiber ein bisschen viel in ein einziges Spiel packen wollen. Aber das, was im Weserstadion passierte, war alles wahr. Die Bremer wirkten tatsächlich wie verwandelt. Noch am Sonnabend, beim 1:4 in Mönchengladbach, hatten sie in den ersten 20 Minuten eine geradezu lächerliche Leistung gezeigt. Jetzt jedoch agierten sie schwungvoll und entschlossen, trickreich, schnell und dominant.

Dieses neue, veränderte Werder war das Werk des Trainers Nouri. Innerhalb kürzester Zeit hatte er es geschafft, den Bremern all die Ängste auszutreiben, die sie zuletzt unter Viktor Skripnik so gehemmt hatten. Wer sah, wie Nouri das 1:0 seines Teams bejubelte, wie er seine Freude herausbrüllte, der ahnte, wie groß der Unterschied zwischen Skripnik und ihm ist. Nouri wirkte nicht still, zweifelnd, grüblerisch, sondern er lebte dieses Spiel. Sportchef Frank Baumann sagte nach dem Abpfiff, dass Nouri „sehr wahrscheinlich“ auch am Sonnabend gegen Wolfsburg auf der Bank sitzen werde.

Nach dem Sturm und Drang der ersten Viertelstunde aber wurden die Bremer etwas ruhiger. Man konnte sagen: Ihnen fiel nicht mehr so viel ein. Man konnte aber auch sagen: Sie kontrollierten das Spiel. Nur Nouri fiel noch einmal auf. Der Mainzer Giulio Donati wollte einen Einwurf ausführen, Nouri versteckte den Ball hinter seinem Rücken. Donati regte sich auf, und Schiedsrichter Wolfgang Stark zeigte Nouri an: Einmal noch – dann verbanne ich dich auf die Tribüne. Das wirkte übertrieben.

Drobny, der Retter

In der zweiten Hälfte geriet die Bremer Führung in Gefahr. Erst schoss Daniel Brosinski aus 20 Metern am Torwinkel vorbei (50.). Dann zeigte Werders souveräner Torwart Jaroslav Drobny gleich drei Paraden: Er wehrte mit dem Fuß den Schuss von Fabian Frei von der Strafraumgrenze ab (55.), er faustete einen Schuss von Christian Clemens weg (57.), und er rettete ein zweites Mal mit dem Fuß – gegen Jhon Cordoba, nach einem Fehlpass von Robert Bauer (63.).

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In dem Konter, der direkt auf Drobnys Parade gegen Cordoba folgte, scheiterte Hajrovic an Torwart Lössl. Hätte er getroffen, hätte er das 2:0 erzielt, dann hätten die Bremer Ruhe gehabt. So aber mussten sie zittern und kassierten in der 87. Minute das 1:1 durch Yunus Malli. Erst verlor Niklas Moisander das Kopfballduell gegen Cordoba, dann traf Malli aus spitzem Winkel. Kurz vor Schluss schickte Stark den Trainer Nouri dann auch noch auf die Tribüne – wegen Meckerns nach einer Gelben Karte für Florian Grillitsch. Und in der Nachspielzeit köpfte Pablo De Blasis auch noch das 1:2 (90.+2). So endete dieser lange so helle, hoffnungsvolle Abend doch noch richtig finster.

„Das ist wirklich bitter”, sagte der Mainzer Sportdirektor Rouven Schröder, der bis vor kurzem noch Sportdirektor bei Werder war. „Da freut man sich bestimmt nicht.” Schröder glaubt aber, dass Nouri der Abend trotzdem weiterhilft: „Ich bin überzeugt, dass er die richtigen Lehren zieht.”

Werder testet beim FC St. Pauli Werders Fußballer bestreiten in der nächsten Länderspielpause ein reizvolles Testspiel. Die Bremer treten am Donnerstag, 6. Oktober, beim Zweitligisten FC St. Pauli an. Die Partie am Millerntor beginnt um 18.30 Uhr.
4. Bundesliga-Spieltag: Werder Bremen - FSV Mainz 05 1:2 (1:0)

Werder Bremen: Drobny - Gebre Selassie, L. Sané, Moisander, Ro. Bauer - Grillitsch, Fritz - Junuzovic (79. Fröde) - Hajrovic (70. U. Garcia), Gnabry - Manneh (55. Thy)

FSV Mainz 05: Lössl - Donati, Balogun, Bungert (75. Muto), Bussmann - Öztunali (64. de Blasis), Frei (82. Holtmann) - Brosinski, Malli, Clemens - Cordoba

Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)

Zuschauer: 37108

Tore: 1:0 Hajrovic (12.), 1:1 Malli (87.), 1:2 de Blasis (90.+2)

Gelbe Karten: Manneh (1), Grillitsch (2) / Frei (1), de Blasis (2)

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