Die SPD geht als Gewinnerin aus der Bürgerschaftswahl hervor. Traditionell darf sie damit zu Koalitionsgesprächen einladen. Der sozialdemokratische Bürgermeister Andreas Bovenschulte hatte sich im Vorfeld der Wahl nicht zu einer möglichen Wunschkoalition seiner Partei geäußert. Am Sonntagabend kündigte er an, dass seine Partei am Ende mit allen demokratischen Parteien sprechen wolle.
Die absolute Mehrheit erreicht nach aktuellem Stand, wer 44 der 87 Sitze in der Bremischen Bürgerschaft auf sich vereinen kann. Auf Basis der Hochrechnung des Landeswahlleiters von 22.44 Uhr könnte es damit für die bisherige rot-grün-rote Regierungskoalition rein rechnerisch auch für die nächsten vier Jahre reichen: 49 Sitze würden SPD, Grüne und Linke auf sich vereinen. Auch eine Große Koalition wäre den Hochrechnungen zufolge möglich: Christdemokraten und Sozialdemokraten kämen auf 52 Sitze. Im Laufe der Hochrechnungen änderte sich immer wieder, ob auch eine Ampel-Koalition bestehend aus SPD, Grünen und FDP machbar wäre. Mal landete diese Koalition bei 43, dann wieder bei 44 Sitzen.
Die SPD ist damit in einer komfortablen Situation: Galten die Grünen bei der letzten Bürgerschaftswahl und ihrem damals starken Ergebnis von 17 Prozent noch als sogenannte Königsmacherinnen, die sich aussuchen können, ob sie mit SPD und Linken oder CDU und FDP koalieren, so werden es dieses Mal Grüne und Linke beziehungsweise die Christdemokraten sein, die voraussichtlich mit Zugeständnissen auf die Sozialdemokraten zugehen müssen, um mit einer starken SPD regieren zu können. Die Wahrscheinlichkeit, dass die FDP zu Regierungsgesprächen eingeladen wird, ist eher gering.
Rein rechnerisch wäre in unterschiedlichen Zusammensetzungen auch eine Regierungsbeteiligung der Bürger in Wut möglich. Eine Zusammenarbeit mit den Rechtspopulisten hatten alle anderen Parteien im Vorfeld ausgeschlossen.