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Hohe Benzinpreise Spritpreise: Große regionale Unterschiede

Preise für Benzin sind starken Schwankungen unterworfen – je nach Region, Tageszeit und Anbieter. Welche Einflüsse es gibt und wann Tanken besonders teuer ist.
18.02.2022, 15:07 Uhr
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Spritpreise: Große regionale Unterschiede
Von Julia Assmann
Inhaltsverzeichnis

Schon seit Wochen müssen Autofahrer an der Tankstelle tief in die Tasche greifen. Die Spritpreise sind hoch wie nie. Selbst wer eine Tank-App nutzt, ist vor Überraschungen nicht gefeit, denn die Benzin- und Dieselpreise schwanken je nach Region, Tageszeit und Anbieter stark. Eine Tankstelle, die eben noch zu den günstigsten im Umkreis gehörte, kann im Ranking schon kurze Zeit später ganz woanders stehen. Dabei wirkt die Preisbildung an den Zapfsäulen undurchsichtig. Nach Angaben des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC) wollen die Mineralölkonzerne mit den häufigen Preissprüngen ihren Gewinn ankurbeln.

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Ein Preisvergleich auf dem Internetportal Benzinpreis-aktuell.de zeigt am Donnerstagnachmittag, 15 Uhr, im Land Bremen eine Preisdifferenz von elf Cent pro Liter Super Benzin. Der beste Preis in diesem Moment liegt bei 1,76 Euro pro Liter. Der teuerste bei 1,87 Euro. Neun Nordbremer Tankstellen befinden sich zu diesem Zeitpunkt unter den eher teuren Anbietern mit Preisen von 1,84 und 1,85 Euro. Darunter sind Tankstellen von Shell, Esso, Aral, Freie, Q1, Oil und Elan. Bildet die Momentaufnahme die generelle Situation in Bremen ab? Ist der Sprit in Bremen-Nord besonders teuer?

Regionale Preisunterschiede

Diese Frage kann auch Nils Linge, Sprecher des ADAC Weser-Ems, nicht beantworten. Seinen Worten nach spielt die Lage einer Tankstelle zwar eine Rolle und es gibt deutliche regionale Preisunterschiede. Doch wo die Grenzen der Regionen, sogenannter Teilmärkte, verlaufen und wie sie von den Mineralölkonzernen gezogen werden, weiß auch der ADAC nicht, so der Sprecher. "Man kann beobachten, dass sich die Tankstellen, die in einer Region liegen, offenbar preislich aneinander orientieren. Es ist aber nicht klar, wer da am Rädchen dreht. Die Anbieter wollen sich nicht in die Karten gucken lassen."

Die meisten Anbieter halten sich bedeckt

Das zeigt auch die Reaktion auf die schriftliche Anfrage unserer Redaktion bei insgesamt sechs Unternehmen: der Oil Tankstellen GmbH, der Orlen Deutschland GmbH (Betreiber der Star und Orlen Tankstellen), dem Bundesverband freier Tankstellen (Büro Berlin), Euro Garages Deutschland (über die Echo Tankstellen GmbH Betreiber der Esso-Tankstellen), Shell und Aral. Von drei der Unternehmen ist auch nach einer Woche überhaupt keine Reaktion gekommen.

Die Sprecherin der Orlen Deutschland GmbH teilt knapp mit, lokale und zeitliche Schwankungen der Kraftstoffpreise auf dem deutschen Markt seien Ausdruck des Wettbewerbs der Tankstellen untereinander. "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir Ihnen aus unterschiedlichen Gründen keine detaillierten Informationen über die Preisgestaltung der Orlen Deutschland GmbH geben können." Die Sprecherin von Euro Garages Deutschland GmbH antwortet noch kürzer: "Ich bitte um Verständnis, dass wir zu unseren Preisen und der Preissetzungsstrategie keine Auskunft geben."

Lokale Teilmärkte

Lediglich Eva Kelm, Sprecherin von Aral, ist etwas auskunftsfreudiger. Sie erläutert, dass Preisunterschiede zwischen einzelnen Tankstellen innerhalb einer Stadt beziehungsweise zwischen Tankstellen in unmittelbarer räumlicher Nähe dadurch entstehen, dass sich der Tankstellenmarkt in Deutschland aus einer Reihe unterschiedlicher lokaler Teilmärkte zusammensetzt. "In jedem dieser Teilmärkte finden sich verschiedene Anbieter mit unterschiedlichen Preisen. Wer in seinem lokalen Wettbewerb keine dem Qualitäts- und Serviceangebot entsprechenden konkurrenzfähigen Preise einstellt, verliert Kunden. Insofern spiegelt sich in den unterschiedlichen Kraftstoffpreisen der harte Wettbewerb im deutschen Kraftstoffmarkt wider."

Konzerne legen Preise fest

Kelm betont, dass die Tankstellenbetreiber keinen Einfluss auf die Preise ihrer Stationen haben. "Die Preise für Kraftstoffe werden aus der Aral-Zentrale in Bochum unter Berücksichtigung der lokalen Wettbewerbssituation vor Ort für alle Aral-Tankstellen festgelegt." Das sagt auch Nils Linge: "Der Tankstellenpächter kann die Preise nicht steuern. Sie werden von den Zentralen der Mineralölkonzerne festgelegt."

Einflussfaktor: Einkaufspreis

Die Kraftstoffpreise setzten sich nach Angaben der Aral-Sprecherin aus drei Komponenten zusammen: Zum einen aus dem Einkaufspreis für die Basisprodukte. Der sei hauptsächlich vom Rohölpreis, dem Dollarkurs sowie der Angebots- und Nachfragesituation auf dem Weltmarkt abhängig. "Hinzu kommen die Kosten für Biokomponenten, die dem Kraftstoff beigemischt werden müssen."

Einflussfaktor: Steuern und Abgaben

Die zweite Komponente seien Steuern und staatliche Abgaben. "Rund 55 Prozent (zum Beispiel bei Super E10) vom Verkaufspreis entfallen auf die Energie- sowie auf die Umsatzsteuer. Die Energiesteuer fällt als fixer Betrag je Liter an. Aktuell liegt der Steuersatz bei 65,45 Cent pro Liter für Benzin und 47,04 Cent pro Liter für Diesel. Hinzu kommt die Umsatzsteuer in Höhe von 19 Prozent." Eine weitere Preissteigerung ergebe sich durch die CO2-Abgabe.

Einflussfaktor: Transport, Lagerung, Vertrieb

Die dritte Preiskomponente besteht aus den Kosten, welche durch den Verkauf von Benzin und Diesel anfallen, so Eva Kelm. "Dazu zählen die Kosten für den Transport, die Lagerhaltung, die Verwaltung und den Vertrieb sowie die Vergütung für die Tankstellenpartner." Wie sich die Preise künftig entwickeln werden, ist völlig offen. "Ich kann es nicht voraussagen", sagt Nils Linge. Und auch Eva Kelm wagt keine Prognose: "Aussagen über mögliche künftige Preisentwicklungen sind aus unserer Sicht seriös nicht möglich."

Abends tanken ist günstiger

Während die Spritpreise laut ADAC im Dezember in Bremen im Vergleich zu den anderen Bundesländern am höchsten waren, war Tanken im Januar für die Autofahrer in Sachsen-Anhalt und Thüringen besonders teuer. Bremen landete beim Benzinpreisvergleich im Januar im Mittelfeld. Derzeit bleibt den Autofahrern nur, möglichst sparsam zu fahren und beim Tanken auf die Uhrzeit zu achten.

Laut einer Studie des ADAC aus dem vergangenen Jahr ist Kraftstoff morgens am teuersten. Demnach beginnt ab circa 6 Uhr ein deutlicher Anstieg, der kurz nach 7 Uhr seinen Höhepunkt erreicht. Zu diesem Zeitpunkt werde das höchste Preisniveau des Tages erreicht. Anschließend fällt der Preis laut ADAC, "um nach 9 Uhr wieder spürbar anzuziehen". Im Tagesverlauf folgten weitere Preisspitzen gegen 10 Uhr, 13 Uhr, 16 Uhr, vor 18 Uhr, vor 20 Uhr und schließlich ab 22 Uhr. "Regelmäßig am niedrigsten liegen die durchschnittlichen Kraftstoffpreise zwischen 18 und 19 Uhr sowie zwischen 20 und 22 Uhr."

Zur Sache

Sprit-Spar-Tipps vom ADAC

Der ADAC rät, die Fahrweise zu optimieren, um Sprit zu sparen. Dazu gehört, flott zu beschleunigen und rechtzeitig hochzuschalten. Außerdem sollten Autofahrer vorausschauend fahren, da Bremsen Energie vergeudet. Das heißt: Lieber frühzeitig vom Gas gehen, statt abrupt zu bremsen. Kurze Strecken sollten Autofahrer vermeiden, so der ADAC, da das Auto bei kaltem Motor am meisten Sprit verbraucht. Im Leerlauf, also bei längeren Stopps über 20 Sekunden, sollte der Motor ausgeschaltet werden. Auch unnötige elektrische Verbraucher wie Standheizung, Lüfter und Klimaanlage kosten Sprit, deshalb ist es laut ADAC ratsam, die Einschaltzeiträume auf das notwendige Maß zu begrenzen. Ein weiterer Tipp ist, die Ladung und damit das Gesamtgewicht des Fahrzeugs zu reduzieren. Energiesparreifen mit geringerem Rollwiderstand können laut ADAC ebenso beim Sprit sparen helfen wie der richtige Reifenluftdruck, denn zu wenig Luft in den Reifen erhöht den Verbrauch des Autos. Auch eine regelmäßige Inspektion sei wichtig, denn es gibt Ersatzteile wie den Motorluftfilter, die relevant für den Kraftstoffverbrauch sind. Wichtig für günstige Verbrauchswerte seien zudem regelmäßige Ölwechsel.

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