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Migranten in Bremen Marokkanischer Verein engagiert sich für mehr Integration

Engagierte Bremer mit marokkanischen Wurzeln wollen mit ihrem Verein Mosaik die Integration von jungen Männern, die aus den Maghreb-Staaten in die Hansestadt kommen, fördern.
05.06.2025, 05:00 Uhr
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Marokkanischer Verein engagiert sich für mehr Integration
Von Sigrid Schuer
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Im September soll sich der Bremer Marktplatz ein Stück weit in ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht verwandeln. Dann sollen dort orientalische Zelte aufgeschlagen und die Vielfalt kulinarischer und kultureller Genüsse Marokkos vorgestellt werden. So etwa wie auf den legendären Souks, den Märkten in Marrakesch. Das ist das Ziel von Honorarkonsul Alexander Rosenboom und Abdelhafid Catruat, Koordinator und Sprecher der marokkanischen Kulturtage, die von Donnerstag, 18. bis Sonnabend, 20. September in Bremen stattfinden sollen. Beide engagieren sich auch in dem marokkanischen Verein Mosaik.

Seit wann gibt es den marokkanischen Verein?

Auslöser für die Gründung des Vereins Mosaik und die Bremer Marokko-Tage seien die Negativschlagzeilen gewesen, für die eine Gruppe von jungen Männern aus dem Maghreb besonders rund um den Bremer Hauptbahnhof gesorgt habe, betont Catruat. Catruat hat marokkanische Wurzeln, lebt seit 1977 in Norddeutschland und arbeitet in Syke als Jugendpfleger. "Diese bundesweiten Negativ-Schlagzeilen haben uns wehgetan. Das ärgert mich auch als Bremer", betont Catruat.

Was ist für die Marokko-Tage geplant?

Der Verein Mosaik plant Kochevents, in die auch das marokkanische Restaurant Argana im Schnoor miteingebunden werden soll. Zudem hält eine Wissenschaftlerin Vorträge über Marokko. Auch am 19. September sollen im Institut francais an der Contrescarpe marokkanische Spezialitäten aufgetischt werden. Dazu gibt es Musik und Filmvorführungen. Auch ein Senatsempfang ist geplant. "Wir freuen uns sehr über die Unterstützung des Sozialressorts und der Innenbehörde. Das ist wirklich eine super Zusammenarbeit", sagt Catruat. Und Alexander Rosenboom, Rechtsanwalt und Honorarkonsul des Königreiches Marokko in Bremen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern fügt hinzu: "Wenn nicht in Bremen, wo dann?" Gut könne er sich vorstellen, dass die Marokko-Tage künftig als Biennale in Bremen veranstaltet werden könnten, sagt er.

Welche Ziele hat der Verein?

Ein ähnliches Ziel wie die aus Guinea stammende Community in Bremen, die einen Verein zwecks Integration junger Drogendealer ins Leben gerufen hat, verfolgt auch der marokkanische Verein Mosaik, der vor rund einem Jahr ins Leben gerufen wurde. Zwischen 30 und 40 Ehrenamtliche kümmerten sich um die jungen Marokkaner, lotsten sie vom Bahnhof weg und machten ihnen integrative Beratungs-, Hilfs- und Kreativangebote. Catruat nennt Begleitung bei der Jobsuche sowie die Vermittlung von Sprachkursen und Musik-Workshops als Beispiele. Neben Mosaik existiert noch ein zweiter, soziokultureller Verein in Bremen

Wie viele Marokkaner gibt es in Bremen?

Laut Catruat und Rosenboom leben zwischen 3500 und 4500 Marokkaner sowie Bremer mit marokkanischen Wurzeln in den verschiedenen Stadtteilen der Hansestadt. Bisher hätten die hier lebenden Marokkaner wenig ihre Identität gelebt, das solle sich nun ändern, räumt Catruat ein.

Welche Impulse gehen von Bremen aus?

Bremen ist laut Rosenboom mit der Vereinsgründung ein Vorreiter gewesen. Städte wie Berlin, Köln und Düsseldorf seien dem Bremer Beispiel gefolgt. "Wir sind uns einig darin, dass wir aktiv werden müssen, um das Image Marokkos zu verbessern", betont Catruat. Es gebe deutschlandweit inzwischen auch prominente Mitglieder, wie einen marokkanischstämmigen Professor von der Berliner Charité, aber auch Sänger oder TV-Moderatorinnen.

Wie werden die marokkanischen Kulturtage Bremen finanziert?

Die Veranstalter werden von verschiedenen Sponsoren unterstützt wie von der Sparkasse, der Bremer Bürgerstiftung sowie von einer marokkanischen Bank. Außerdem gibt es eine Crowdfunding-Aktion im Internet. Auch bei den Sozialausschüssen des Beirates Mitte und Östliche Vorstadt haben sie einen gemeinsamen Globalmittelantrag über insgesamt 5200 Euro gestellt. Der Sozialausschuss Östliche Vorstadt tagt erst noch, von Mitte wurden 3000 Euro bewilligt. Das Fazit der Ausschuss-Mitglieder: Die marokkanischen Kulturtage seien "wertvoll für den Stadtteil".

Welche Globalmittel wurden sonst noch vergeben?

Lichtgrenze, Verein zur Förderung des Demokratieverständnisses und der interkulturellen Vielfalt, hat für eine Veranstaltungsreihe, die im Focke-Museum, in der Friedensgemeinde und in der Kantine des Theaters Bremen ausgerichtet werden soll, in einem gemeinsamen Antrag 5500 Euro beantragt. Aus der Östlichen Vorstadt kommen bereits 2000 Euro, vom Sozialausschuss des Beirates Mitte wurden nun 1500 Euro bewilligt.

Jedes Jahr am 1. Juli wird am Marwa-El-Sherbini-Platz im Steintor eine Gedenkveranstaltung mit Lesungen, Vorträgen und einem Konzert veranstaltet. Damit wird der Namensgeberin, einer ägyptischen Handballnationalspielerin und Pharmazeutin gedacht, die von 2005 bis 2008 in Bremen lebte und am 1. Juli 2009 im Landgericht Dresden aus rassistischen Motiven ermordet wurde. In einem gemeinsamen Antrag beantragte der Verein 3000 Euro, die Sozialausschüsse der Beiräte Mitte und Östlichen Vorstadt bewilligten jeweils 1500 Euro.

Der Verein Sternkultur reichte einen Antrag über 4200 Euro ein, um den Hillmannplatz auch in diesem Jahr wieder mit einem Freiluft-Kino bespielen zu können. 3500 Euro genehmigten die Mitglieder des Sozialausschusses des Beirates Mitte einstimmig, mit der Begründung, die Veranstaltungen von Sternkultur seien 2024 bereits eine Bereicherung gewesen. Das Freiluft-Kino soll an drei Wochenenden veranstaltet werden. Der Hillmannplatz war monatelang ein krimineller Hotspot. Deswegen wurden die Wein und Bier Feste dort nicht mehr veranstaltet.

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