- Trifft es immer die gleichen Tankstellen?
- Nimmt die Zahl der Überfälle auf Tankstellen zu?
- Welche Erkenntnisse hat die Polizei über die Täter?
- Was sagen Angestellte zu den Überfällen?
- Gibt es staatliche Hilfsmaßnahmen für Opfer?
- Wie gehen die Konzerne mit Überfällen um?
- Berät die Polizei Pächter und Eigentümer?
Mit einer abgebrochenen Flasche hat ein Mann zuletzt eine Kassiererin in einer Tankstelle in Walle überfallen. Kurz zuvor drohte ein Unbekannter einer Tankstellenmitarbeiterin in Aumund-Hammersbeck mit einer Holzlatte. Der gleiche Mann soll am selben Tag auf aggressive Weise in der Star-Tankstelle gebettelt haben. Die Polizei prüft derzeit einen Zusammenhang. Was Polizei, Betreiber und Mitarbeiter über Tankstellenüberfälle in Bremen sagen.
Laut Kriminalstatistik wurden 2021 elf Überfälle auf Tankstellen im Land Bremen registriert. Dazu kamen fünf schwere Raubüberfälle, bei denen der Täter eine Waffe mit sich führte. Zwei Mal drohten die Unbekannten auch mit einer Schusswaffe.
Trifft es immer die gleichen Tankstellen?
2011 verunsicherte eine Raubserie die Mitarbeiter der Star-Tankstelle an der Borchshöher Straße in Aumund so sehr, dass der damalige Pächter Sicherheitspersonal einstellte. Gleich vier Mal wurden die Kassierer in dem Jahr überfallen. Seit 2015 weist die Kriminalstatistik sechs weitere Raubüberfälle auf diese Tankstelle aus. Ob sie damit besonders oft überfallen wurde, kann die Polizei offenbar nicht feststellen. Fabian Hilbig aus der Pressestelle sagt dazu: "Auch bei anderen Tankstellen gab es mehrere Raubüberfälle. Die Fallzahlen liegen jeweils im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich."
Nimmt die Zahl der Überfälle auf Tankstellen zu?
In Bremen ist das nicht der Fall. Im Jahr 2020 gab es laut der Kriminalstatistik des Landes zwölf Überfälle auf Tankstellen und fünf schwere Raubüberfälle. Nach Angaben des Bundeskriminalamtes ist die Zahl der Tankstellenüberfälle bundesweit ebenfalls gesunken. Lag die Anzahl der schweren Raubüberfälle 2020 noch bei 322 Fällen, sank sie 2021 auf 277 Straftaten. Ebenso nahm die Zahl der Überfälle ab, von 40 (2020) auf 37 im vergangenen Jahr.
Welche Erkenntnisse hat die Polizei über die Täter?
Die meisten Tatverdächtigen in diesem Phänomenbereich würden nur einmalig polizeilich registriert, sagt Fabian Hilbig von der Bremer Polizei. In unter zehn Fällen konnten die Beamten den Tatverdächtigen mehreren Taten zuordnen. „Es handelt sich also nicht um immer wieder dieselben Täter.“
Was sagen Angestellte zu den Überfällen?
Wenn sie schwarz angezogene Personen mit Kapuze sieht, zuckt eine 27-jährige Tankstellenmitarbeiterin aus Aumund, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, innerlich noch zusammen. Vor einigen Jahren war sie überfallen worden. „Da gab es diese abschließbare Glasfront hier noch nicht. Er hat mir ein Messer an den Bauch gehalten und Geld gefordert. Ich habe ihm dann noch Zigaretten gegeben und dann ist er 'raus.“ Sie habe sich anschließend für zwei Wochen krankgemeldet, psychologische Hilfe wollte sie nicht. „Ich habe gesagt, ‚ich komme klar‘“. Die erste Zeit nach dem Überfall sei es ihr schwergefallen, zu arbeiten. „Es war ungewohnt.“ An eine Kündigung habe sie dennoch nie gedacht: „Weil mir die Arbeit Spaß macht und ich mich mit den Kunden gut verstehe.“ Außerdem habe sich der Arbeitgeber gut um sie gekümmert.
Gibt es staatliche Hilfsmaßnahmen für Opfer?
Das Opferentschädigungsgesetz biete jedem Opfer einer Straftat diverse Hilfsmöglichkeiten an, heißt es bei der Polizei. Hierbei würden den Opfern diverse Hilfsangebote wie rechtliche und psychologische Begleitung im Strafprozess unterbreitet. Auch gebe es Unterstützung bei der Beantragung finanzieller Hilfen. Darüber hinaus würden die jeweiligen Berufsgenossenschaften informiert, die sich mit ähnlichen Hilfsangeboten an die Opfer wenden.
Wie gehen die Konzerne mit Überfällen um?
„Tatsächlich kommt es an Tankstellen mitunter zu aggressiven Situationen. Wie in solchen Situationen zu handeln ist, das lernen unsere Pächterinnen und Pächter in speziellen Trainings- und Schulungsprogrammen“, berichtet auf Anfrage Birgit Schmidt, Sprecherin von Orlen Deutschland, einer Gesellschaft, der die Star-Tankstellen angehören. An der Star-Station in Aumund seien die Sicherheitsmaßnahmen erfolgreich verstärkt worden. Birgit Schmidt: „Seit 2019 gab es keinen Überfall an der Station an der Borchshöher Straße. 2020 gab es zwar einen versuchten Überfall, dieser wurde aber durch unsere Sicherheitsmaßnahmen an der Station verhindert. Auch beim Vorfall am 31. Juli handelte es sich um einen versuchten Überfall.“ Der Oil-Konzern, der mit der Tankstelle in Hammersbeck am selben Tag von einem Überfall betroffen war, wollte auf Anfrage unserer Zeitung keine Stellungnahme abgeben.
Berät die Polizei Pächter und Eigentümer?
„Das Präventionszentrum bietet sowohl sicherungstechnische Beratungen sowie Kurse zur Deeskalation am Arbeitsplatz und Selbstbehauptung an“, berichtet Fabian Hilbig aus der Pressestelle der Polizei. Bei Bedarf werde auch das Arbeitsumfeld begutachtet. Es gebe viele Möglichkeiten, den Arbeitsplatz sicherer zu gestalten – von Videoüberwachungssystemen bis zu Kassentresoren.