Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Hotellerie im Bremer Norden Vegesack: Atlantic Hotel profitiert vom Strandlust-Aus und Radfahrern

Das Atlantic Hotel ist das größte Hotel nördlich der Lesum. Mit 86 Zimmern zieht es Gäste aus ganz Europa an. Wer eincheckt, wie das Strandlust-Aus bewertet wird und was in Zukunft geplant ist – ein Überblick.
15.08.2024, 18:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Vegesack: Atlantic Hotel profitiert vom Strandlust-Aus und Radfahrern
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Wer im Internet nach einem Hotel in Vegesack beziehungsweise im Bremer Norden sucht, der stößt vor allem auf ein Haus: das Atlantic Hotel Vegesack an der Sagerstraße. Alles in allem kommt das Hotel auf 86 Zimmer – und ist damit das größte nördlich der Lesum.

Geleitet wird das Haus seit einem halben Jahr von Tobias Schott. Und der hat kürzlich sein erstes Festival Maritim erlebt. "Das war schon ein besonderes Wochenende für uns", erzählt er. "Vor dem Frühstücksraum hat zum Beispiel eine Band geprobt, die kurze Zeit später ihren Auftritt auf einer der Bühnen hatte." Generell singt oder spielt immer irgendjemand irgendwo im Haus, betont die stellvertretende Hoteldirektorin Maike Reinken. Diese besondere Atmosphäre führe dazu, dass sich jeder Mitarbeiter freue, wenn er während des Festivals arbeiten könne. "Es ist ein ganz angenehmes Arbeiten, weil die Gäste einfach entspannt sind", sagt sie. "Viele Gäste kenne ich schon seit vielen Jahren und deshalb freue ich mich immer wieder, wenn sie da sind", ergänzt Empfangsleiterin Vanessa Brosig.

Auch wenn die Veranstaltung wichtig für das Hotel ist, so ist sie nicht die einzige, die für ein volles Haus sorgt. "Es gibt deutlich mehr Termine, an denen wir ausgebucht sind", sagt Schott. Das gelte sowohl für die Japan-Messe Nippon-Con als auch für verschiedene Konzerte und Auftritte im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus beziehungsweise im Kito. "Und manchmal ist es einfach auch ein schnöder Dienstag, an dem alle Zimmer belegt sind", sagt Brosig.

Gäste aus ganz Deutschland

Angesteuert wird das Hotel aus ganz Deutschland. "Wir haben aber auch regelmäßig Gäste aus dem Ausland", erzählt Reinken. "Aktuell sind regelmäßig Skandinavier hier." Das Gros derer, die nicht aus der Bundesrepublik stammen, machten allerdings keinen Urlaub im Bremer Norden, sondern seien beruflich vor Ort.

"Was hier sehr gut funktioniert, ist der Fahrradtourismus", erzählt Schott. "Wir liegen sowohl am Weser- als auch am Wümme-Radweg", ergänzt die stellvertretende Hoteldirektorin. "Unsere Gäste nutzen uns häufig als Etappenziel, um dann am nächsten Tag weiterzufahren." Seit etwa zehn Jahren kommt auch regelmäßig eine dänische Radgruppe nach Vegesack. "Die fährt immer zur Tour de France", erzählt Brosig. "Die Gruppe macht sich jedes Jahr auf den Weg von Dänemark nach Paris und verbringt dann immer auf dem Hinweg eine Nacht bei uns."

Damit ist sie keine Ausnahme. Denn die meisten Gästen bleiben für zwei Tage in Vegesack. "Die Busgruppen verbringen aber durchaus auch mehr Tage hier", sagt die Empfangsleiterin. Sie kämen im Schnitt auf zwei bis fünf Nächte. Ihre Zeit verbringen die Gäste aber nicht zwingend im Bremer Norden. Häufig führt sie ihr Weg in die Innenstadt oder das Umland. "Als Ausflugsziele in Vegesack empfehle ich unseren Gästen zum Beispiel den Stadtgarten und die Weserpromenade", sagt sie. "Schade ist natürlich, dass die Schiffe im Museumshafen nicht besichtigt werden können."

Mehr Buchungen durch Strandlust-Aus

Dass es mit der Strandlust nun ein Hotel weniger im Bremer Norden gibt, hat das Atlantic zunächst gar nicht gespürt. "Viele sind davon ausgegangen, dass unsere Auslastung deutlich gestiegen ist. Doch dem war gar nicht so", erinnert sich Brosig. "Mittlerweile merken wir aber schon, dass die Menschen nicht ausweichen können und deshalb vermehrt bei uns buchen." Dass das Strandlust-Areal in Zukunft nicht mehr so genutzt wird wie in der Vergangenheit, bedauert der Hoteldirektor. Zeitgleich freut es ihn aber auch, dass das Gelände wieder belebt wird. "Gerade das gastronomische Angebot, das es dort geben soll, ist sehr wichtig für den Stadtteil", so Schott.

Perspektivisch wird die Zahl der Hotels in Vegesack aber wieder steigen. Investor Max Zeitz lässt im Speicher-Quartier ein Hampton by Hilton bauen, das auf 153 Zimmer kommen wird. Sorgen bereiten Schott diese Pläne jedoch nicht. "Konkurrenz belebt das Geschäft", sagt er. "Außerdem haben wir ganz viele Gäste, die seit Jahren zu uns kommen." Und die würden nicht nur wegen der schönen Zimmer kommen, sondern auch wegen der persönlichen Bindung zu den Mitarbeitern. "Mit allen Aushilfen kommen wir auf 32 Leute. Und davon sind drei, vier Mitarbeiter fünf Jahre dabei", erzählt der Hoteldirektor, der selbst seit rund elf Jahren für die Atlantic-Gruppe tätig ist. Alle anderen würden bereits seit mindestens zehn Jahren in dem Haus arbeiten. Entsprechend persönlich könnten die Gäste betreut werden. "Allerdings stelle ich infrage, ob der Standort Vegesack tatsächlich so viele zusätzliche Zimmer braucht, wie nun am Hafen entstehen", sagt er.

Kooperationspartner im Bremer Norden

Seit jeher pflegt das Atlantic Hotel Vegesack Beziehungen zu anderen Häusern. "Früher haben wir zum Beispiel mit der Strandlust gemeinsam Hotelfachleute ausgebildet", erzählt Direktor Tobias Schott. Eine solche Zusammenarbeit könnte er sich unter anderem auch mit den Betreibern der "Neuen Strandlust" vorstellen. "Das ist zwar noch Zukunftsmusik, aber es wäre schön, wenn wir so etwas in Vegesack wieder aufleben lassen könnten", so Schott. Nach wie vor bestehe eine Zusammenarbeit mit Bruns Garten und Kränholm. Wird in einem der beiden Restaurants gefeiert, übernachten Gäste, die nicht aus Bremen kommen, in der Regel im Vegesacker Atlantic Hotel. "Der Vorteil dabei ist, dass die Gäste am Tag nach der Geburtstags- oder Hochzeitsfeier noch gemeinsam frühstücken können", sagt die stellvertretende Hoteldirektorin Maike Reinken.

Überleben während der Pandemie

Im Gegensatz zur Strandlust, die während der Corona-Pandemie schließen musste, hat das Atlantic Hotel Vegesack diese Zeit überstanden. "Wir haben starke Investoren, die alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben, damit der Betrieb weiterlaufen konnte", sagte Hoteldirektor Tobias Schott. Und deshalb habe auch niemand seinen Arbeitsplatz verloren. "Hinzu kommt, dass Geschäftsleute auch während der Pandemie reisen durften", ergänzt Empfangsleiterin Vanessa Brosig. "Auch das hat uns gerettet."

Blick auf das Speicher-Quartier

Tobias Schott ist nicht nur Direktor des Atlantic Hotels Vegesack, sondern auch des Atlantic-Ablegers im Tabakquartier. Und die Entwicklung dort erinnert ihn an die im Speicher-Quartier. "Die Vegesacker sehen das neue Quartier sehr kritisch. Genauso haben die Pusdorfer auch das Tabakquartier gesehen", sagt Schott. "Das wurde aber besser. Und so wird es auch hier sein." Er selbst stehe den Planungen für das ehemalige Haven-Höövt-Gelände positiv gegenüber. "Die Entwicklung des Hafenareals mit Polizei und Hotel ist sehr gut für den Stadtteil", sagt er. Darüber hinaus entstehe durch das neue Quartier eine großräumige Fläche mit Aufenthaltsqualität. Zudem biete die Hafenbrücke einen sehr guten Übergang zum Stadtgarten. "Weiterentwicklung ist einfach wichtig", findet er.

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)