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Bremer Museen Weniger Besucher, mehr digitale Angebote

Mehrere Monate Schließung, Unsicherheit bei den Besuchern: In den meisten Bremer Museen sind die Besucherzahlen 2021 noch stärker zurückgegangen als im Vorjahr. Ein Blick auf die Zahlen.
11.01.2022, 17:29 Uhr
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Weniger Besucher, mehr digitale Angebote
Von Alexandra Knief

Mehrere Monate des Jahres 2021 mussten die Museen in Bremen und Bremerhaven ihre Türen geschlossen lassen. Dies spiegelt sich auch in den Besucherzahlen der Häuser wider. Arie Hartog, Direktor des Gerhard-Marcks-Hauses stellt erst einmal ganz nüchtern fest, "dass das Jahr nicht gut gelaufen ist: die Besucher bleiben weg." Die Ausstellung von Elisabeth Frink, laut Hartog eines der aufwendigsten Projekte der letzten Jahre, konnte 2021 lediglich von 250 Besuchern gesehen werden. Und auch die folgenden Ausstellungen wurden von weitaus weniger Menschen besucht als erhofft. In Zahlen heißt das: Während 2019 noch 24.183 Besucher ins Gerhard-Marcks-Haus kamen, waren es vergangenes Jahr gerade einmal 6.761. 

Ähnliches zeigen die Zahlen im gegenüberliegenden Wilhelm-Wagenfeld-Haus. "Wir hatten in den vergangenen Jahren immer steigende Besuchszahlen. 2019 hatten wir ein außergewöhnlich gutes Jahr, so hätten wir gern weitergemacht", so Direktorin Julia Bulk. Waren es 2019 noch 19.706 Besucher, zählte das Museum 2021 nur noch 5.404. Neben den coronabedingten Schließzeiten hatte das Haus allerdings im vierten Quartal weitere zwei Monate geschlossen, um ein Wlan-Netz zu installieren. 

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Das Focke-Museum kam 2021 laut Direktorin Anna Greve auf 21.200 Besucher und Besucherinnen. 2020 waren es noch 28.300, normalerweise lockt das Museum auch gerne mehr als 50.000 Gäste an. Obwohl das Haus im vergangenen Jahr rund einen Monat länger geöffnet hatte als 2020, sind die Zahlen im zweiten Pandemiejahr weiter zurückgegangen. "Ich erkläre mir das damit, dass die Leute realisiert haben, dass Corona keine Eintagsfliege ist. Es herrscht mittlerweile eine Gesamtmüdigkeit", so Greve. Dies habe man im Focke-Museum vor allem mit Start der vierten Welle gemerkt. "Die Leute haben keine Lust mehr", so Greve.

Besonders gut wurden laut der Direktorin im Sommer die Angebote draußen im Park wahrgenommen. "Das hat Potenzial", sagt sie. Seit Kurzem hat das Haus in einer Vitrine vor dem Museum einen alten Mercedes-Benz 220 S ausgestellt, den einstigen Dienstwagen von Wilhelm Kaisen. Dieser locke täglich Besucher an. Greve: "Vielleicht müssen wir uns ein bisschen von dem Gedanken verabschieden, dass Museum erst anfängt, wenn man durch die Tür gegangen ist." 

Die Kunsthalle Bremen zählte im vergangenen Jahr 60.000 Besucher und somit rund 26.000 weniger als im Vorjahr und weniger als halb so viele wie vor Beginn der Pandemie. Wie die meisten anderen Museen hat auch die Kunsthalle in den vergangenen zwei Jahren auf ein umfangreiches digitales Programm gesetzt, um mit ihren Besuchern in Kontakt zu bleiben. Die Zugriffe auf das Angebot habe man 2021 noch einmal steigern können, so das Museum. Alleine auf der Plattform Google Arts & Culture sichteten fast 186.000 Menschen Werke und Ausstellungen der Kunsthalle. Außer digitalen Besuchern aus Deutschland haben vor allem Menschen aus den USA, Spanien, Brasilien und Italien Interesse an der Kunsthalle gezeigt.

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Das Übersee-Museum zählte 2021 rund 47.048 Besucherinnen und Besucher. Zum Vergleich: 2019 waren es mehr als 124.000. Gut besucht war das Museum im Oktober nach der erneuten Eröffnung der Sonderausstellung „Junge Wilde – Tierisch erwachsen werden“. Mit Einführung der 2G-Regel und hohen Inzidenzen halbierten sich die Besucherzahlen laut Charlotte Altenmüller aus der Pressestelle im November. Auch die wegbleibenden Schulklassen und Kitagruppen hätten einen großen Beitrag zur geringeren Besucherzahl geleistet, so Altenmüller.

Wie alle Museen musste auch die Weserburg 2021 Besuchereinbrüche verzeichnen. Die insgesamt 10.500 Besucher und Besucherinnen machten "mehr als zwei Drittel weniger als vor Corona" aus, sagt Sprecher Jan Harriefeld. Er führt die Zahlen auch darauf zurück, dass weniger Touristen in der Stadt waren, es insgesamt weniger Veranstaltungen und wenn, dann mit eingeschränkter Personenzahl gab und auch größere Events, wie die Lange Nacht der Museen ausgefallen sind. Auch eine große Ausstellung des kek-Kindermuseums, das bis vor Kurzem in der Weserburg beheimatet war, musste abgesagt werden. "2021 war für uns alle extrem belastend", sagt Direktorin Janneke de Vries. "Der Museumsalltag war geprägt von ständigen Umplanungen und großen Kraftanstrengungen, um ein Mindestmaß an Kunsterfahrung zu ermöglichen." Auch in dem Museum für moderne Kunst habe man deshalb zusätzlich auf neue digitale Formate - einen Podcast, Ausstellungsfilme, Social Media-Aktionen und einen 360-Grad-Rundgang durch den Schwontkowski-Künstlerraum - gesetzt. Auch ein Museums-Comic ist entstanden. "Solche Projekte werden auch in 2022 wichtig bleiben – denn so schnell ist keine Rückkehr vieler Menschen in die Museen in Sicht", sagt de Vries. "Nicht, weil die Lust auf Kunst nachgelassen hätte, sondern weil wir nach wie vor vorsichtig bleiben müssen und vielleicht in den vergangenen zwei Jahren auch ein wenig verlernt haben, vor die Tür zu gehen."

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Die Museen Böttcherstraße zählten 2021 insgesamt 13.882 Besucher. Laut Direktor Frank Schmidt entspreche dies etwa einem Drittel der Interessenten, die ohne Pandemie ins Museum kommen. "Für uns war es aber vor allem wichtig, unser Programm aufrecht zu erhalten und alle geplanten Ausstellungen zu realisieren", sagt er. Neben dem Programm vor Ort hat das Museum 54 digitale Führungen angeboten, dabei allerdings keine Teilnehmerzahlen erhoben. Aber: "Der Wunsch, Kunst zu sehen, war durchaus vorhanden, was sich auch am Interesse an digitalen Formaten gezeigt hat", so Schmidt. 

In Bremerhaven zeigt sich ein ähnliches Bild wie in den Bremer Häusern.  Das Deutsche Schifffahrtsmuseum begrüßte 2021 23.599 Besucher. Das entspricht nicht mal ganz einem Viertel der Besucherzahlen, die das Museum vor seinem Umbau und den coronabedingten Schließungen verzeichnen konnte. Bereits nach Schließung des Scharoun-Baus sanken die Besucherzahlen im Jahr 2019 auf 64.286, aufgrund der Schließung des Erweiterungsbaus und der Lockdowns im Jahr 2020 sank die Gästezahl auf 53.348 Menschen. "Dass der Rückgang 2020 trotz Corona nicht noch größer ausgefallen war, lag insbesondere an der erfolgreichen Sonderausstellung ‘Kogge trifft Playmobil’", sagt Sprecher Thomas Joppig. 

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Das Deutsche Auswandererhaus, das 2019 noch 159.821 Besucher und Besucherinnen verzeichnete, kam unter Corona-Bedingungen auf 81.465 Besucher in 2020 und 71.270 im vergangenen Jahr. Das Klimahaus, 2019 noch mit 457.148 Besuchern, vermeldete 232.667 (2020) und 210.617 (2021) Besucher und Besucherinnen. Die Kunsthalle Bremerhaven konnte keine aktuellen Zahlen zur Verfügung stellen.

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