Eigentlich sollte nach zwei Stunden alles gesagt sein. Doch am Ende haben die Blumenthaler Beiratsfraktionen länger debattiert, als es vom Ortsamt geplant war. Dabei ist die Tagesordnung kurz zuvor sogar noch zusammengestrichen worden. Warum die erste Sitzung im neuen Jahr mehr Zeit brauchte, was die Parteien zu welchen Themen entschieden haben und welche Debatte ausgesetzt wurde. Das Treffen der Stadtteilpolitiker im Überblick.
Quartiersprojekte: In Blumenthal gibt es so viele Vorhaben, dass Oliver Fröhlich jetzt einen Überblick über die wichtigsten gegeben hat, vor allem über ihren Planungsstand. Die Liste des Ortsamtsleiters kam auf 58 Punkte und Unterpunkte – und um alle zu erläutern, reichte die Redezeit nicht, die er sich selbst gegeben hatte: 45 Minuten. Fröhlich brauchte mehr als eine Stunde, obwohl seine Sätze zur Erläuterung der Projekte fast ausschließlich Stakkato-Sätze waren.
Der Verwaltungschef erwartet in diesem Jahr diverse Entscheidungen. Zum Beispiel darüber, in welchen Neubau die Polizei und das Gesundheitsamt nun einziehen. Zum Beispiel, wie die erste Schule auf dem Bildungscampus aussieht. Zum Beispiel über die neue Turnhalle und das Vereinsbad im Kämmerei-Quartier. Fröhlich kündigte außerdem ein Konzept für das Zentrum an, neue Wohnprojekte sowie einen Wechsel im Farger Einzelhandel: Hol ab geht, Edeka kommt.
Corona-Tests: Ursprünglich wollte die CDU wissen, warum die Behörde nicht regelmäßig in Tagesstätten überprüft, ob sich jemand mit dem Virus infiziert hat. So regelmäßig wie in den Schulen. Doch die Unionsfraktion hat ihre Anfrage kurz vor der Sitzung zurückgezogen, weil das Gesundheitsressort zwischenzeitlich reagiert hat. Es will jetzt Corona-Tests für Kita-Kinder verpflichtend machen. Dreimal pro Woche soll es sie künftig geben. Entweder noch ab dieser ober ab nächster Woche. So kündigt es zumindest das Ortsamt an.
Ladesäulen: Die CDU will mehr Stationen im Stadtteil, an denen jeder sein Elektroauto aufladen kann. Eine einzige öffentliche Strom-Zapfsäule in Blumenthal ist ihr zu wenig. Das sieht die SPD genauso – allerdings lehnt sie den Ton ab, in dem die Union einen Ausbau der Infrastruktur fordert. Darum ist der Antrag noch einmal überarbeitet worden. Genauso wie die Frist, die gesetzt wird: Nicht die neuen Ladesäulen sollen jetzt bis Ende Juni da sein, sondern die Antworten der behördlichen Stellen auf die Forderung.
Wohnprojekt: Die Grünen waren die Ersten, die eine Idee hatten, wie die Schule an der Lüder-Clüver-Straße genutzt werden könnte, wenn die Klassen ins Kämmerei-Quartier umgezogen sind. Sie finden Coworking Spaces gut – Arbeitsräume für verschiedene Freiberufler. Jetzt hat die SPD einen weiteren Vorschlag gemacht. Sie wollen, dass aus dem Bildungskomplex ein Wohnkomplex wird. Die Mehrheit der Fraktionen hat sich jedoch weder für das eine noch für das andere ausgesprochen. Sondern dafür, erst einmal alle Vorschläge zu sammeln.
Schrottimmobilie: Das Haus war mal eine Gaststätte, mittlerweile steht es seit Jahrzehnten leer und wird, weil es verfällt, von einem Bauzaun umgeben: Farger Straße 117. Für die SPD ist die Adresse eine schlechte Visitenkarte für den Stadtteil. Sie spricht von einem Schandfleck im Ortsbild. Darum will sie von der Behörde prüfen lassen, welche rechtlichen Möglichkeiten es gibt, einen Abriss zu erzwingen. Und auch die Mehrheit der anderen Fraktionen will das. Vor zehn Jahren war das Haus in die Liste der verwahrlosten Gebäude aufgenommen worden.
Parkdruck: Obwohl Bremen seit Jahrzehnten versucht, mehr Menschen zu Fahrrad-, Bus- und Bahnpendlern zu machen, steigt der Parkdruck in den Quartieren. In Blumenthal ist er so groß, dass es schon mehrere Vorstöße gab, die Zahl der Park-and-ride-Anlagen zu erhöhen – und die Stadtteilpolitiker jetzt gemeinsame Sache machen. Der neueste Anlauf ist ein Anlauf fast aller Beiratsfraktionen. Sechs von acht Parteien haben ihn unterzeichnet. Sie wollen vor allem mehr Stellplätze am Bahnhof. Und weitere Fahrradboxen gleich dazu.
Risikostrecke: Dass die Lüssumer Straße eine viel befahrene Straße ist, haben die Fraktionen gewusst – nicht aber, was das für Sissi Schwab bedeutet. Und für die Mädchen und Jungen, die die Leiterin der Kita Bunte Weser betreut. Sie spricht von brenzligen Situation, die es fast täglich gibt. Und von 27 Minuten, die es mal gebraucht hat, bis alle 90 Kinder für einen Ausflug die Straße passiert hatten. Schwab wirbt seit anderthalb Jahren für eine Tempo-30-Zone. Der Beirat will mehr als das: eine Ampel. Er hat jetzt angekündigt, sie ein zweites Mal zu fordern.