Angedeutet hatte es sich schon länger, jetzt soll es tatsächlich passieren: In diesem Monat will der Senat sich aller Voraussicht nach endgültig dafür aussprechen, den Ortskern von Blumenthal zum Sanierungsgebiet zu machen und seinen Beschluss der Deputation vorlegen – damit im nächsten die Bürgerschaft abschließend abstimmen kann. Auch darüber, wie viele Millionen Euro es sich Bremen kosten lassen will, das Stadtteilzentrum voranzubringen.
Eigentlich wollte die Landesregierung schon im Mai die früheren Blumenthaler Geschäftsstraßen und die Viertel drumherum zum Sanierungsgebiet erklären. Doch weil nach Angaben der Verwaltung noch etwas fehlte, wurde die Entscheidung um einen Monat verschoben: alle Behörden in das Großprojekt einzubinden und für die notwendigen Personalressourcen der Ressorts zu sorgen. Bei dem Vorhaben, das Zentrum neu auszurichten, sollen eben nicht nur Mitarbeiter der Baubehörde helfen, sondern auch von Soziales, Wirtschaft und Kultur.
Vor anderthalb Jahren ist das Zentrum quasi zum Forschungsfeld geworden. Unterm Strich wurde eine Fläche von 65 Hektar untersucht. Die Planer stellten dabei fest, was Anwohner und Politiker zuvor immer wieder beklagt haben: Der Ortskern hat so viele und so große Schwierigkeiten, dass sie ohne Hilfe nicht zu lösen sind. Die Gutachter rechneten aus, dass jedes dritte Erdgeschoss in der Mühlenstraße leer steht. Dass 87 Prozent der Häuser in einem mittelmäßigen bis schlechten Zustand sind. Und dass drei Viertel der Gebäude modernisiert werden müssten.
Inzwischen haben die Stadtplaner mehr gemacht: Erst befragten sie Blumenthaler nach Problemen und Potenzialen, dann kalkulierten sie, wie viel Geld es braucht, um die einen zu beseitigen und die anderen zu fördern. Herausgekommen ist eine Summe von 21 Millionen Euro. So steht es in einer Vorlage an die Politik. Und auch, wie groß das Sanierungsgebiet sein soll. Es erstreckt sich von der Mühlenstraße im Norden bis zur Weserstrandstraße und Landrat-Christians-Straße im Süden, von der George-Albrecht-Straße im Westen bis zur Lüder-Clüver-Straße im Osten.
Es ist nicht der einzige Bereich, den der Senat unterstützen will. Auch Hafenspitze, Bahrsplate und Kämmerei-Quartier sollen Hilfe bekommen. Bremen plant zwar kein Sanierungsgebiet für sie, aber ein Fördergebiet. Dass die Landesregierung bei den Grundstücken am Wasser einen Unterschied macht, wird mit den Problemen begründet, die dort nicht so gravierend sind wie im Zentrum. Und damit, dass die Optionen der Enteignung und des Vorkaufsrechts, die ein Sanierungsgebiet bietet, im Fall der anderen Flächen nicht gebraucht werden. Sie gehören der Stadt bereits.
Politiker gehen davon aus, dass zu den 21 Millionen noch einmal zehn Millionen Euro erforderlich sein werden, um alles abzuarbeiten, was es ihnen zufolge im Fördergebiet abzuarbeiten gibt: Die Hafenspitze soll eine Holzterrasse bekommen, die Bahrsplate zum Sportpark werden und das Kämmerei-Quartier zu einem Teil des Zentrums. Katharina Waschau kennt die Wünsche des Beirats, nur weiß die Planerin der Behörde noch nicht, ob die sich alle mithilfe eines Förderprogramms erfüllen lassen. Und wie das Programm überhaupt finanziell ausgestattet werden soll.
Was sie weiß, ist: Stimmen Deputation und Bürgerschaft dem Senatsbeschluss zu, wollen Vertreter der Behörde und des Beirats nach den Sommerferien im Detail ausloten, welche Projekte es im Fördergebiet geben soll und welche im Sanierungsgebiet. Und wann. Auf diese Planungskonferenz haben sich die Stadtteilpolitiker über Wochen vorbereitet. Im Februar verständigten sie sich auf ein Papier, das auf 40 Punkte und Unterpunkte kommt. Ihnen geht es nicht nur um die Sanierung von Häusern, sondern auch um neue Wohn- und Verkehrskonzepte.
Und darum, dass jedes Vorhaben mit ihnen und den Anwohnern besprochen wird. Oliver Fröhlich sagt, dass es voraussichtlich ab der zweiten Jahreshälfte neben dem regulären Beirat noch einen Sanierungsbeirat geben wird, der genauso tagen soll wie der andere: regelmäßig und öffentlich. Der Ortsamtsleiter will jetzt alles dafür vorbereiten, damit sich das neue Gremium nach der Sommerpause konstituieren kann. Er hofft, dass die ersten Summen für die Sanierung im nächsten Jahr abrufbar sind – und dann auch die ersten Projekte starten.