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Sportvereine im Bremer Norden Turner kapitulieren, Golfer ohne Sorgen

Vielen Vereinen macht die Pandemie mit ihren Einschränkungen zu schaffen. Das wirkt sich auch auf die Mitgliederentwicklung aus. Und das nicht nur beim Hallensport.
31.01.2022, 05:00 Uhr
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Von Klaus Grunewald
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Bremen-Nord. Der Mitgliederschwund in Nordbremens Sportvereinen dauert an. Zwar kann der Kreissportbund als Dachverband von insgesamt 67 Vereinen noch keine Gesamtbilanz für das vergangene Jahr ziehen. Aber die Verlustmeldungen aus einzelnen Klubs signalisieren, dass sich der Aderlass infolge der Corona-Pandemie fortgesetzt hat. Vor allem, weil die normale Mitglieder-Fluktuation erheblich gestört ist. Mit anderen Worten: Die Abmeldungen konnten bei weitem nicht in dem Maße, wie vor Corona üblich, durch Neuanmeldungen kompensiert werden.

Bereits vor rund einem Jahr war deutlich geworden, welche verheerenden Auswirkungen Corona auf den nordbremischen Vereinssport hatte. Gehörten dem Kreissportbund Bremen-Nord Anfang 2020 rund 16.500 Sportlerinnen und Sportler an, waren es zwölf Monate später noch 15.800, ein Verlust von 700 Beitragszahlern (4,2 Prozent). Und wäre der im Werderland beheimatete Bremer Golfclub Lesmona mit seinen gut 600 Mitgliedern dem KSB  2020 nicht beigetreten, hätte der Aderlass insgesamt bei 1300 Personen (minus 7,9 Prozent) gelegen.

Joachim Kastens von der KSB-Geschäftsstelle und der stellvertretende KSB-Vorsitzende Jens Raczkowski, auch zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, gehen davon aus, dass sich der Mitgliederschwund 2021 fortgesetzt hat. Raczkowski verweist insbesondere auf die Zurückhaltung bei potenziellen Neumitgliedern. Es gebe nach wie vor viele Interessenten am Vereinssport, die sich aber gegenwärtig distanziert zeigten. Mit dem Argument: „Warum soll ich jetzt einem Verein beitreten, wenn das Sportangebot gar nicht unterbreitet werden oder nur auf Sparflamme kochen kann.“ Das belegen auch die Antworten von Vereinen, die bislang auf Nachfragen der Redaktion reagiert haben.

MTV "Eiche" Schönebeck

Der Vorsitzende des MTV „Eiche“ Schönebeck, Reimund Ott, unterstreicht, dass sich die Austritte in den beiden vergangenen Jahren auf „normalem“ Niveau bewegt hätten. Allerdings habe es deutlich weniger Neueintritte als in all den Jahren zuvor gegeben. Ott beziffert den Mitgliederverlust auf rund 15 Prozent, der alle Sparten getroffen und sich zudem negativ auf die finanzielle Lage des Vereins ausgewirkt habe. Er appelliert deshalb an die Politik, den MTV „Eiche“ zu unterstützen, dem es auch an Übungsleitern fehle. Ott: „Wegen der aktuellen Pandemiesituation sind weniger bereit, mit einer Gruppe zu trainieren.“

Vegesacker Ruderverein

Probleme wie die Schönebecker, deren Sportbetrieb hauptsächlich in Hallen stattfindet, kennen die Aktiven des Vegesacker Rudervereins im Prinzip nicht. „Wir haben den riesigen Vorteil, eine Outdoor-Sportart zu betreiben, die nur zu Beginn der Schutzmaßnahmen gegen Corona signifikant beeinträchtigt wurde“, sagt der VRV-Vorsitzende Peter Vielstich. Andererseits sei man ebenfalls einer ständigen Mitglieder-Fluktuation ausgesetzt. Und das, so Vielstich, habe sich in den letzten beiden Jahren negativ ausgewirkt.

Hauptgrund: Da die Vegesacker ihren Rudersport auf dem Fluss mit seinen erheblichen Strömungsgeschwindigkeiten nach den Worten des VRV-Vorsitzenden nur im Sommer ausüben können, fiel er genau in die Zeit der Kontaktbeschränkungen oder Lockdowns. Mit der Folge, dass für den Rudersport, der während der Pandemie eigentlich ein ideales Angebot sei, so gut wie keine neuen Mitglieder gewonnen werden konnten, sagt Vielstich.  Der Verlust von etwa 70 Mitgliedern bedeutet einen Aderlass von knapp 17 Prozent.

Blumenthaler Turnverein

Auch an dem vor 160 Jahren gegründeten und aktuell 780 Mitglieder zählenden Blumenthaler Turnverein sind die zwei Corona-Jahre nicht schadlos vorübergegangen. Vorsitzender Uwe Schnibben beklagt einen Verlust von rund hundert Mitgliedern und damit ein Minus von gut elf Prozent. Er verweist ebenfalls darauf, dass vor allem Neuanmeldungen ausgeblieben seien. Komplett ruhen lassen musste der BTV bislang den Sportbetrieb in der Kindersparte. Was allerdings neben Corona auch der Schließung mehrerer Turnhallen in Bremen-Nord geschuldet sei, erklärt der BTV-Vorsitzende.

TV Grohn

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge hat dagegen der TV Grohn  die Mitgliederentwicklung im Verein beobachtet. Zwar seien im vergangenen Jahr mehr als 80 Austritte verzeichnet worden, erläutert Wolfgang Koschuch, Leiter der Abteilung männliches Geräteturnen. Aber erstaunlicher- wie erfreulicherweise habe man auch mehr als 50 Neuanmeldungen registriert. Die Gesamtzahl von etwa 500 Mitgliedern sei damit nahezu gleichgeblieben, da in diesem Jahr bereits weitere 20 Anmeldungen erfolgten.

Licht und Schatten wechselten sich beim TV Grohn auch in den einzelnen Abteilungen ab. Während die Leistungssparte der Geräteturner aufgelöst wurde, weil sich die Aktiven wegen Corona anderen Sportarten zuwandten, und auch die Volleyballer das Handtuch warfen, verzeichnet das Eltern-Kind-Turnen einen starken Zuwachs. Fazit des Abteilungsleiters, der auch für die Mitgliederverwaltung zuständig ist: „Unsere Befürchtungen haben sich in sehr kleinen Grenzen gehalten.“

Fecht-Club Bremen-Nord

Eine Gesamtschau, die der Fecht-Club Bremen-Nord  zum größten Teil auch für sich gelten lassen dürfte. Die Mitgliederentwicklung bezeichnet die 1. Vorsitzende Ute Hannemann als leicht rückläufig. 2019 zählte der FCB 87, 2020 noch 82 Mitglieder und weitere zwei weniger im vergangenen Jahr. Die beiden sind zum Kanusport gewechselt.

Das wirft nach den Worten von Ute Hannemann ein bezeichnendes Licht auf die Corona bedingten Probleme auch für den Fechtsport. Weil er in der Halle ausgeübt werde, hätten Aktive in allen Altersgruppen mit dem Training aussetzen müssen, allerdings dankenswerterweise  weiterhin ihren Mitgliedsbeitrag bezahlt. Zudem seien einige Fechtsportler in die passive Mitgliedschaft gewechselt, entrichteten deswegen einen reduzierten Beitrag, seien dem Verein aber treu geblieben.

Bremer Golfclub Lesmona

Keinerlei Anlass zum Klagen  hat schließlich der Bremer Golfclub Lesmona, wie sein 1. Vorsitzender Lothar Radszuweit unterstreicht.  „Weil wir einen kontaktarmen Outdoorsport anbieten, mussten wir im vergangenen Jahr keine einzige Abmeldung registrieren, konnten uns vielmehr über einen leichten Zuwachs freuen“, sagt der Präsident der Golfer im Werderland. Mit sieben „Neulingen“ ist die Gesamtzahl der Mitglieder auf 603 gewachsen. Und das, obwohl der Verein die gesamte Anlage wegen der Corona-Pandemie fünf Wochen lang schließen musste. Raszuweit freut  sich vor allem  darüber, dass viele junge Leute den Weg zum Golfclub gefunden hätten.

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