Stuhr. Die Stuhrer Christdemokraten hatten in einem Antrag an die Verwaltung gefordert, den Energiebedarf der Gemeinde aus allen Sektoren zu ermitteln, um so Vorhaben zu erkennen, die dem Klimaschutz dienen können. Ziel soll es dann sein, dass die Gemeinde klimaneutral wird, so die CDU weiter. "Wir müssen sehen, wo wir als Kommune etwas tun können", sagte CDU-Ratsmitglied Ralph Ahrens bei der Vorstellung des Antrags in der Sitzung des Stuhrer Ausschusses für Klima- und Naturschutz, Naherholung und Tourismus am Dienstagabend im Rathaus. So sollten nicht nur Bürger und Unternehmen auf ihre Einsparungen achten. "Wir müssen uns auch an die eigene Nase fassen", sagte Ahrens weiter.
Genau in diesen Fragen sei die Gemeindeverwaltung bereits sehr aktiv, berichtet Stuhrs Erste Gemeinderätin Bettina Scharrelmann. So arbeite die Verwaltung aktuell an einem Gebäudekataster für alle gemeindlichen Bauten. Darin soll der Zustand von mehr als 100 Gebäuden erfasst werden. Hinzu komme der jeweilige Energieverbrauch, Sanierungsziele für das Gebäude und eine Priorisierung der Vorhaben. Neben den allgemeinen Daten wie Adresse, Nutzung, Fläche, Grundstücksgröße und Baujahr sollen in dem Kataster auch der Energieverbrauch und die Gebäudeenergieklasse sowie ein möglicher Sanierungszeitpunkt aufgeführt werden. Näher sollen auch Bereiche wie die Dächer und Wände, Zwischendecken, die Elektrik inklusive Heizung, Lüftung, Sanitäreinrichtungen und mögliche Photovoltaik-Anlagen betrachtet werden.
Das Kataster, das laufend fortgeführt werden soll, gebe dann einen Aufschluss, wo dringend saniert werden muss, so Scharrelmann. Ebenfalls seien die Zahlen die Grundlage für einen jährlichen Energiebericht, den die Gemeinde aufgrund rechtlicher Vorgaben vom Land ab diesem Jahr erstellen muss. Das Gebäudekataster umfasse dabei sogar mehr Parameter, als es der offizielle Energiebericht fordere, sagte Scharrelmann.
An einigen Gebäuden gebe es bereits jetzt energetische Sanierung. So wurde zum Beispiel die Kooperative Gesamtschule (KGS) in Brinkum bis 2018 energetisch saniert. Derzeit läuft die Sanierung an KGS-Sporthallen und auch das Dach des Rathauses wird erneuert und mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet. Hinzu sollen die Räume mit LED-Beleuchtung ausgestattet werden, zählte Scharrelmann auf.
Bei der aktuellen Erweiterung der Grundschule Moordeich wird eine Luft-Wärmepumpe eingebaut, ebenso bei der Erweiterung der Kita Varrel. Dort kommen auch eine PV-Anlage und ein Gründach dazu. Bei der Erweiterung der Grundschule Seckenhausen sind diese Vorhaben ebenfalls vorgesehen. Die Kita Moordeich wurde auch damit ausgerüstet. Beim Baubetriebshof soll eine Holzhäckselheizung, die mit dem eigenen Rückschnitt befeuert werden kann, eingerichtet werden. Die Grundschule Heiligenrode soll im kommenden Jahr eine PV-Anlage erhalten. Bereits in den vergangenen Jahren wurden die Unterkünfte an der Allerstraße saniert. Bei verschiedenen Schulen und Kitas wurden Dächer, Fenster und Fassaden erneuert, berichtete Scharrelmann.
Auch werden bereits die Kraftstoffverbräuche aller Fahrzeuge der Gemeinde ermittelt. So haben die 35 Fahrzeuge des Baubetriebshofes in 2021 Spritkosten in Höhe von 105.515,92 Euro verursacht und 739.139,40 KWH verbraucht. Die 26 Fahrzeuge der Sozialstation lagen in 2021 bei 22.834,72 Euro und 119.149,86 KWH. Im Fuhrpark wurden außerdem bereits E-Fahrzeuge angeschafft. Der Bauhof prüfe für die großen Maschinen auch alternative Antriebe, so Scharrelmann.
Britta Buttelmann (Grüne) begrüßte die Vorgänge. Stuhr könnte zum Vorreiter werden, wenn es darum geht, CO2-neutral zu werden, sagte sie. Sozialdemokrat Sebastian Koch freute sich ebenfalls über den Bericht der Gemeinde. "Alles wird bereits gemacht und von der Gemeinde erledigt", sagte er. Daher habe sich der Antrag der CDU erledigt. Ähnlich äußerten sich auch Gerd-Wilhelm Bode (Besser) und Gerd Harthus (SPD). Auch Ralph Ahrens bedankte sich für den Vortrag der Verwaltung: "Da sind wir alle ein bisschen schlauer geworden." Den Antrag wolle er trotzdem aufrechterhalten, um die "Zielrichtung durch den Rat zu unterstützen".
Harthus fragte auch danach, ob die Stelle eines Klimaschutz- oder Energiesparmanagers vorgesehen ist. Darauf antwortete Bettina Scharrelmann, dass die Gemeinde einige Analysen auch extern vergeben wird. "Ich bin skeptisch, dass wir das alles alleine schaffen", sagte sie mit Blick auf die zu erhebenden Daten. Die Einstellung eines Klimaschutzmanagers hingegen wäre eine politische Entscheidung. Heiko Fischer (FDP) sah den hohen Personaleinsatz kritisch. In seinem Betrieb habe er die energetischen Daten immer aktuell, so der Landwirt. "Es ist alles ein bisschen komplexer", antwortete Scharrelmann. "Zum Teil haben wir die Daten, zum Teil müssen wir sie erheben", sagte sie weiter und ergänzte: "Das geht aber auch nicht schneller, wenn wir den Antrag haben."
Ralph Ahrens aber wollte den Antrag weiterhin nicht zurückziehen: "Die Verwaltung braucht Rückendeckung von der der Politik. Wir wollen darüber reden, was wir für die Gemeinde tun können." Bei der Abstimmung wurde der Antrag mit sieben Ja-Stimmen aus den Reihen der CDU, der FDP und der Grünen empfohlen. Die SPD stimmte dagegen.