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Neuer Wirtschaftsförderer Gemeinde Stuhr: Neuer Zweiter Gemeinderat Peer Beyersdorff im Porträt

Seit Mitte September ist Peer Beyersdorff neuer Zweiter Gemeinderat, Kämmerer und Wirtschaftsförderer in Stuhr. Was ihn antreibt.
13.12.2024, 17:30 Uhr
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Gemeinde Stuhr: Neuer Zweiter Gemeinderat Peer Beyersdorff im Porträt
Von Eike Wienbarg

Kämmerer und Wirtschaftsförderer in einem? Dazu noch Zweiter Gemeinderat in einer Gemeinde mit über 30.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Das klingt zunächst nach einer großen Herausforderung. Dieser möchte sich Peer Beyersdorff aber gerne stellen. Seit Mitte September ist der 57-Jährige hinter Bürgermeister Stephan Korte und der Ersten Gemeinderätin Bettina Scharrelmann die Nummer drei im Stuhrer Rathaus.

Dass Beyersdorff überhaupt einmal in der öffentlichen Verwaltung landen würde, war dabei nicht unbedingt vorbestimmt. Geboren in Hamburg und aufgewachsen in Ahrensburg, wo er die Realschule besuchte, wechselte er auf ein Wirtschaftsgymnasium in der Hansestadt. Anschließend folgten Bundeswehr und Zivildienst. Beides, da Beyersdorff während des Wehrdienstes verweigerte. Den Zivildienst absolvierte er dann in einem Krankenhaus und in einer Einrichtung für geistig behinderte Erwachsene, wie er erzählt.

"Dann bin rumgefahren und habe mir die verschiedenen Universitäten angeguckt", schildert Beyersdorff seinen weiteren Werdegang. Er entschied sich zunächst für ein Betriebswirtschaftsstudium an der Freien Universität (FU) Berlin. "Ich war durch die Realschule vorgeprägt. Da hatte ich einen Wahlpflichtkurs Wirtschaftspolitik", sagt Beyersdorff über seine Studienwahl. Auch auf dem Gymnasium hatte er einen Leistungskurs im Fach Wirtschaftslehre.

Wechsel nach Bremen

Nach dem Mauerfall und mit dem Vordiplom in der Tasche wechselte er an die Universität Bremen. Besonders habe ihm das Projekt-Studium in der Hansestadt gefallen. "Es waren kleinere Kurse und eine intensivere Zusammenarbeit mit den Professoren", erzählt Beyersdorff. In Bremen fokussierte er sein Studium auf den "regionalwirtschaftlichen Aspekt". "Mich interessierten Entwicklungsprozesse auf lokaler und regionaler Ebene", sagt er. Seine Diplom-Arbeit schrieb er über eine regionale Wachstumstheorie, die die Grundlage für das Programm Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW) war und ist. "Zufälligerweise sind wir im Landkreis Diepholz in einem GRW-Fördergebiet", sagt Beyersdorff mit einem Schmunzeln.

Allerdings hätte alles auch ganz anders kommen können: Zwischen dem Vordiplom und dem Hauptstudium in Bremen hatte Peer Beyersdorff einen Ausbildungsplatz zum Bootsbauer. "Deshalb bin ich eigentlich nach Bremen gekommen", sagt er heute. Als der Ausbildungsplatz platzte, nahm er das Studium wieder auf. "Die Restaurierung von Segelbooten hätte ich mir damals aber auch vorstellen können", erinnert sich Beyersdorff.

Stelle im Landkreis Osterholz

Nach dem angeschlossenen Studium wechselte Beyersdorff zum Landkreis Osterholz in die Stabsstelle für Wirtschaftsförderung. Dort kümmerte er sich unter anderem um die Existenzgründerberatung, die Technologietransferförderung, EU-Projekte im Bereich Regionalentwicklung und um das aufkommende Thema Internet. "Die europäischen Partner waren im Bereich Internet teilweise weiter als wir in Deutschland. Da konnten wir uns was abgucken", blickt Beyersdorff auf die Wichtigkeit des Internets für die wirtschaftliche Entwicklung.

Mit dem Landkreis realisierte er dann ein erstes Projekt in einem interkommunalen Gewerbepark: So sollte eine eigene Internetverbindung per Richtfunk aus Bremen eingerichtet werden. Per verschlüsseltem W-Lan wurde das Internet dann an die dortigen Unternehmen verteilt. "Das war die Initialzündung des Breitbandzentrums", erinnert sich Beyersdorff, der damals schon abgeordneter Geschäftsführer des Netz-Zentrums für innovative Technologie Osterholz war, zurück. Für eben dieses Breitbandkompetenzzentrum für das Land Niedersachsen entwickelte er das Konzept. "Es gab in Deutschland noch keins", sagt Beyersdorff über die Gründung im Jahr 2008. Das Zentrum sollte Kommunen Hilfestellung bieten, wie sie die Internetversorgung weiter ausbauen können.

Breitband für Kommunen

Das Zentrum sensibilisiert Landkreise und kreisfreie Städte für das Thema, analysiert Stärken und Schwächen der Netze, berät zu Förderprogrammen oder hilft bei der Antragsstellung oder der Umsetzung. "Das sind oftmals sehr große Projekte", sagt Beyersdorff. Er versteht die Aufgabe des Zentrums als "Schnittstelle zwischen Bundes- und Landesprogrammen, den Kommunen und den Telekommunikationsanbietern". "Wir haben ganz viel Besuch aus anderen Bundesländern bekommen", sagt Beyersdorff. 2019 trat Bremen per Staatsvertrag dem Zentrum, dem er vorstand, bei.

Das Netz-Zentrum wiederum entwickelte sich aus einer "schwierigen Lage" auch immer besser. In einem "modernen" Bürogebäude mit 75 Büros unterschiedlicher Größe sowie Veranstaltungs- und Besprechungsräumen konnten Existenzgründer den ersten Schritt in Richtung Professionalisierung gehen. Neben den Büros wurden ab 2011 drei Halle mit jeweils drei oder vier Segmenten gebaut, in denen produzierende Betriebe Plätze für Lager oder Werkstätten bekamen. Vor Ort wurde in Fotovoltaik-Anlagen und E-Ladesäulen investiert. "Da haben wir schon etwas vorweggenommen, was mir hier noch ein bisschen fehlt", sagt Beyersdorff mit Blick auf Stuhr. Das betreffe sowohl die gemeindeeigenen Gebäude als auch die Unternehmen. Aber: "Da arbeiten wir dran", sagt der neue Stuhrer Wirtschaftsförderer, der in seiner neuen Position auch den Bereich Liegenschaften und die Stelle der Klimaschutzmanagerin unter seinen Fittichen hat. "Da gibt es in dem eigenen Fachbereich wunderbare Synergieeffekte", hofft Beyersdorff.

Große Projekte

"Mich reizen die großen Gestaltungsspielräume in Stuhr", sagt er weiter über seinen Wechsel. Dabei blickt er auch auf die kommunale Wärmeplanung, die eine Dekarbonisierung der Wärmeversorgung zum Ziel hat. "Sich dafür einzusetzen, macht richtig Spaß", sagt Beyersdorff. Während der Bewerbung habe er in den Eindruck gehabt, dass in Stuhr "Macher" am Werk sind. "Hier passiert sehr viel. Ich hätte keine Lust auf einen Job gehabt, wo ich den Mangel verwalten muss", sagt Beyersdorff.

Der Bereich der Kämmerei bedinge aber auch den sorgsamen Umgang mit den Geldern. Beyersdorff blickt dabei auf die Großprojekte zum Hallenbadbau oder die Ortskernentwicklungen in Alt-Stuhr und Brinkum, die E-Ladeinfrastruktur oder den Ausbau der Glasfaser- und Mobilfunkinfrastruktur. "Ein richtiger Infrastrukturausbau erhöht die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen", betont Beyersdorff. Dazu gehört für ihn auch die Linie 8. "Nicht alle Arbeitnehmer haben ein Auto", sagt er. Hinzu komme ebenfalls kostengünstiges Wohnen.

Angst vor den vielen Aufgaben hat Peer Beyersdorff nicht. Auch wenn die Arbeitstage aktuell noch ziemlich lang sind. "Das bringt das Aufgabenspektrum aber auch mit sich", sagt er. Gerade sei er dabei, Unternehmen und ihre Anliegen kennenzulernen. Dabei weiß er auch um die begrenzte Ressource Platz. "Die Flächen am Birkenweg gehen hoffentlich im Frühjahr in Vermarktung. Da gibt es schon Anfragen. In Brinkum-Süd wird es noch ein bisschen länger dauern", sagt Beyersdorff mit Blick auf zwei neue Flächen für Gewerbe. Aber auch der "Revitalisierung" von Flächen komme eine große Bedeutung zu.

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"Vielleicht werden wir es schaffen, einen Monat auch mal schuldenfrei zu sein", blickt er auf den Gemeindehaushalt im Jahr 2026. Dann soll es aber auch wieder mit massiven Investitionskrediten für die Großprojekte losgehen. "Mit Blick auf die Zahlen" könne er dies auch mit gutem Gewissen angehen. Die Projekte seien "gute Investitionen für die Bürger". "Wir investieren antizyklisch. Damit helfen wir auch der Wirtschaft. Wenn mehr Kommunen agieren würden wie wir, würde es uns in Deutschland auch besser gehen", sagt Beyersdorff.

Wenn der neue Zweite Gemeinderat mal nicht im Stuhrer Rathaus ist, geht er einigen Hobbys nach. So gehe er gerne segeln, fährt Motorrad und Rennrad. Er ist verheiratet, hat zwei Söhne und wohnt in Bremen.

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