- Neue Geschäftsführung
- Neuer Sanierungsfahrplan
- Auswirkungen der Corona-Pandemie
- Berufsförderungswerk verlässt Lesum
- Entwicklung zum Inklusionsquartier
- Areal soll sich zum Stadtteil öffnen
- Angebote künftig in den Quartieren
- Flächen in Erbbaurecht vergeben
- Zwischennutzung von Gebäuden
- Neue Mitarbeiter gewinnen
Die Stiftung Friedehorst plant tiefgreifende Veränderungen. Das Areal der Stiftung in Lesum soll in den kommenden zehn Jahren zu einem sogenannten Inklusionsquartier werden und sich damit weiter öffnen. Einige Geschäftsbereiche werden den Friedehorst-Campus verlassen, leer stehende Gebäude könnten künftig anders genutzt, abgerissen und frei werdende Fläche in Erbpacht, beispielsweise an Baugemeinschaften, vergeben werden. Mit einigen Angeboten will Friedehorst in die Stadtteile umziehen, um so näher an den Nutzern zu sein. Das kündigen Friedehorst-Vorsteher Pastor Manfred Meyer und Geschäftsführerin Bettina Wegner an.
Neue Geschäftsführung
Meyer und Wegner bilden die neue Geschäftsführung der Friedehorst gGmbH. Meyer hat nach gut einem Jahr als Interims-Vorstand die Stelle als theologischer Vorsteher im April in Vollzeit übernommen. Zuvor war er noch Landesdiakoniepfarrer. Wegner ist seit Anfang Januar in Friedehorst tätig. Beide stehen vor einer großen Aufgabe, denn Friedehorst befindet sich bereits seit Langem in einer wirtschaftlich schwierigen Situation. Auf dem Weg zur Stabilisierung ist Friedehorst in den vergangenen Jahren bereits große Schritte gegangen. Unter anderem hat die Stiftung mit dem neurologischen Reha-Zentrum und dem Nebelthau-Gymnasium zwei Standbeine abgegeben.
Neuer Sanierungsfahrplan
Nach einer Einschätzung der wirtschaftlichen Lage wurde mit den Banken ein neuer Sanierungsfahrplan für Friedehorst für den Zeitraum 2021 bis 2025 vereinbart, erläutert Bettina Wegner. "Zu den Schritten, die jetzt anstehen, gehören die Überprüfung von Geschäftsprozessen und Verträgen, aber auch die Ausweitung, die Stärkung und der Umzug von Geschäftsfeldern sowie der Ausbau von Kooperationen." Manfred Meyer ist sich sicher: "Wenn die Maßnahmen umgesetzt werden, hat Friedehorst eine gute Perspektive."
Auswirkungen der Corona-Pandemie
Eine große Veränderung kommt auf das Berufsförderungswerk in Lesum zu. Die Bildungseinrichtung bietet für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen Beratung, Qualifizierung und Integration in den Arbeitsmarkt. Sie hat nach den Worten von Wegner in der Corona-Pandemie wirtschaftlich stark gelitten. "Von den Rententrägern wurden in den vergangenen zwei Jahren nur wenige Rehabilitanden zugewiesen", nennt sie einen Grund. Zusätzlich habe es auch in der Wiedereingliederungshilfe große Einschränkungen durch Kontaktbeschränkungen, anders als beispielsweise in der Pflege jedoch keine ausreichende finanzielle Kompensation durch Corona-Hilfen gegeben. "Die Corona-Pandemie hat uns finanziell deutlich zurückgeworfen."
Berufsförderungswerk verlässt Lesum
Nun wird das Berufsförderungswerk, das in der Region Nord-West an insgesamt 14 Standorten vertreten ist, das Friedehorst-Areal in Lesum verlassen und nach Bremen-Mitte umziehen. "Wir versprechen uns dadurch eine deutlich bessere Auslastung", sagt Wegner und erläutert: "Viele Nutzer kommen aus dem Umland und für sie ist eine Lage in der Innenstadt durch die bessere Erreichbarkeit attraktiver als in Bremen-Nord." Von den Rentenversicherungsträgern wird der für 2024 und 2025 geplante Umzug befürwortet, betont die Geschäftsführerin.

Das Berufsförderungswerk Friedehorst wird den Standort Lesum verlassen und in die Innenstadt ziehen.
Entwicklung zum Inklusionsquartier
Die frei werdende Immobilie könnte dann im Zuge der Campus-Entwicklung abgerissen und die Fläche neu genutzt werden, nennt Meyer eine Option. Wie das Friedehorst-Areal einmal aussehen wird, steht allerdings noch längst nicht fest. "Es ist nicht so, dass im nächsten Jahr die Bagger anrücken. Es handelt sich um einen längeren Prozess, der gerade erst begonnen hat." Sicher ist, dass es sich vom geschlossenen Anstaltsgelände zu einem grünen Inklusionsquartier entwickeln soll, sagt der Pastor.
Areal soll sich zum Stadtteil öffnen
Unter anderem mit dem neu gestalteten Landeplatz, der als zentraler Treffpunkt und Spielplatz auch von Menschen aus der Nachbarschaft gerne genutzt wird, sowie Angeboten und Projekten, die sich an alle Nordbremer richten, ist Friedehorst seinem Ziel, das Gelände für die Nachbarschaft zu öffnen, schon ein gutes Stück näher gekommen. Künftig soll es jedoch noch viel mehr zu einem Teil des Stadtteils werden.
Angebote künftig in den Quartieren
Es ist angedacht, dass einige Einrichtungen das Areal künftig verlassen. "Wir müssen uns an die Bedürfnisse der Menschen anpassen. Senioren möchten beispielsweise möglichst lange in ihrer eigenen Wohnung und ihrer Umgebung bleiben. Das heißt für uns, dass es sinnvoll sein kann, wenn wir unsere Angebote direkt vor Ort in den Quartieren machen", sagt Meyer. Gleichzeitig könnten künftig mit jungen Familien, Studenten oder Wohngemeinschaften neue Bewohner auf das Gelände ziehen.
Flächen in Erbbaurecht vergeben
Bettina Wegner betont, dass dabei Flächen vorrangig in Erbbaurecht vergeben werden sollen; ein Verkauf von Grundstücksteilen sei eher nicht angedacht. Eine Arbeitsgruppe hat in Zusammenarbeit mit dem Immobilienunternehmen Spies damit begonnen, die Entwicklung des Inklusionsquartiers zu planen. In einem ersten Workshop haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Bereichen von Friedehorst Wünsche und Ideen geäußert. Vorschläge wie eine Gastronomie oder ein Café, kulturelle Angebote und eine bessere Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr wurden dabei festgehalten.
Zwischennutzung von Gebäuden
Neben der langfristigen Planung geht es laut Meyer auch um die Zwischennutzung von Gebäuden, die derzeit leer stehen. "Wir sprechen aktuell mit der Sozialbehörde darüber, ob wir Wohnraum für Menschen aus der Ukraine zur Verfügung stellen können." Neben der großen Herausforderung, Nutzungskonzepte zu entwickeln und gleichzeitig den Sanierungsstau wirtschaftlich zu bewältigen, geht es in den kommenden Jahren darum, Mitarbeiter zu finden und zu binden. "Wir legen unseren Fokus auf hohe fachliche Kompetenzen, die entsprechend honoriert werden", sagt Wegner. "Ich denke, dadurch haben wir auf dem Arbeitsmarkt eine große Anziehungskraft."
Neue Mitarbeiter gewinnen
Für die Personalgewinnung will Friedehorst künftig verstärkt auch soziale Medien nutzen und über einheitliche Facebook- und Instagram-Kanäle das Personalmarketing verbessern. Die Mitarbeiter-Fluktuation sei in Friedehorst glücklicherweise recht gering, sagt Meyer. "Das liegt auch am attraktiven Diakonie-Tarif." Wohnmöglichkeiten für Mitarbeiter auf dem Campus könnten die Attraktivität weiter verbessern. Mit der generalistischen Pflegeausbildung sei das Interesse an der Pflegeausbildung bereits deutlich gestiegen. "Deshalb wollen wir auch das Friedehorst-Kolleg ausbauen und die Zahl der Ausbildungsplätze erhöhen", kündigt der Pastor an.