Bei der HSG Delmenhorst herrscht Planungssicherheit. Seit Mai. Was für die meisten Vereine mehr oder weniger Normalität ist, ist bei den Delme-Handballern in den vergangenen Jahren nicht gegeben gewesen. Coach Jonas Meißner hat die erste "normale" Vorbereitung vor der Brust. Wie er die Entwicklung beim Oberligisten einschätzt und wie er diese Saison einordnet.
Jonas Meißner hat derzeit Urlaub. Und genießt den Abstand vom Handball. "Ich habe Bock auf die neue Saison. Aber jetzt hab ich erst einmal Bock auf ein paar Wochen ohne Handball", schildert er. Die vergangenen Monate waren kraftzehrend. Mit "Monate" kommt man auch nicht unbedingt hin, im Grunde sind es zwei Jahre Dauerbetrieb.
Zurück in ruhigen Gefilden
Ein Rückblick: Ende 2022 legten unter anderen Trainer Thies Libchen und der Vorsitzende Jens Hafemann ihre Ämter nieder. Meißner war zu dem Zeitpunkt Trainer der zweiten Mannschaft, die in der Landesliga gegen den Abstieg kämpfte. Er unterstützte fortan zusätzlich das Spielertrainer-Trio Jörn Janßen, Frederic Oetken und Tim Coors bei der ersten Mannschaft. Zur Saison 2023/24 übernahm er den Oberligisten, den in der Pause fast alle Spieler verlassen hatten. Zwischendurch musste Meißner noch seine Trainerlizenz machen und betrat als Oberliga-Coach Neuland.
In der ersten Saison landete die HSG in der Relegation und schaffte erst im Nachsitzen in letzter Sekunde den Klassenerhalt. "Die Saison war extrem lang. Das nimmt man natürlich in die nächste Saison mit. Diese war jetzt wieder lang, da wir lange im Abstiegskampf waren und nie durchpusten konnten. Jetzt müssen wir die Akkus erst einmal wieder aufladen", schildert der Coach.
Jetzt ist bei den Delmenhorstern Ruhe eingekehrt – und das ist eine gute Nachricht nach den Querelen in der Nach-Rademacher-Ära. Die Mannschaft hat sich gefunden und gefestigt. Drei Spieltage vor Schluss sicherte sie den Klassenerhalt, belegte letztlich mit neun Siegen und fünf Remis bei zwölf Niederlagen den achten Platz. "Wir sind damit im Mittelfeld angekommen. Damit sind wir zufrieden", ordnet Meißner ein. Zufrieden, aber auch erschöpft.
Das Gerüst steht
Quasi alle Spieler bleiben, zwei Neuzugänge – die Namen nannte Meißner noch nicht – haben bereits zugesagt und verstärken das Team punktuell. Sam Ramins Rolle wird noch geklärt. Er half der HSG in der Rückrunde mehrfach, studiert jedoch in Münster. "Da laufen Gespräche. Wir schauen mal. Er hat uns sehr geholfen. Er kennt das Team und braucht keine Eingewöhnung, wenn es nächste Saison spontan klappen soll", meint Meißner. Der zentrale Rückraumspieler wird also voraussichtlich ab und an auf der Platte stehen. "Als Grundpfeiler ist er natürlich nicht eingeplant. Aber er hat Bock", sagt der Coach.
Das Team spielt in der aktuellen Besetzung seit der Landesligasaison unter Meißner zusammen. "Wir sind dieses Jahr noch einmal näher zusammengerückt und haben uns da weiterentwickelt. Der Teamgeist ist hervorragend, der Kern ist gefestigt", berichtet er. Da die Basics da sind und ein grundlegendes Spielsystem gefunden ist, soll in der Vorbereitung zur kommenden Spielzeit aufgestockt werden. "Die Saison beginnt erst in der zweiten Septemberwoche. Wir haben also viel Zeit. Angang Juli beginnen wir. Es ist gut, dass wir uns bis dahin mal nicht dauernd sehen und mit Handball beschäftigen", sagt Meißner. Auch wenn sich das Team gut verstehe und Handball die gemeinsame Leidenschaft sei. "Klar ist aber auch, dass Anfang Juli niemand in komplett unfittem Zustand auflaufen sollte. Die Jungs bekommen schon gewisse Vorgaben", macht Meißner deutlich.

Marcel Cuda machte einen großen Schritt in seiner Entwicklung und hatte gehörigen Anteil daran, dass die HSG Delmenhorst frühzeitig den Klassenerhalt schaffte.
Nicht nur die Mannschaft, auch die Trainer und Betreuer bleiben zusammen. "An sich wäre jemand zusätzlich in der Organisation schön, weil ich viel mit dem Drumherum zu tun habe", meint Meißner. Diese Rolle wird in der kommenden Saison verstärkt Marcian Markowski einnehmen. Er fungierte ohnehin als Betreuer und half bei der Organisation, war aber auch als Spieler gefordert. Jedoch riss sich Markowski in der Saisonendphase das Kreuzband und kann in der anstehenden Spielzeit nicht auf dem Feld stehen.
Erfahrungswerte und eine neue Halle
Aus dieser Saison nimmt die HSG viele Erkenntnisse mit. Die beiden Regionalliga-Aufsteiger SG Achim/Baden und HSG Grüppenbühren/Bookholzberg hatten die Delmestädter am Rand einer Niederlage, brachten die Siege jedoch nicht nach Hause. Auch gegen den TV Oyten verspielte die Sieben einen deutlichen Vorsprung. "Diese Spiele gegen die Topteams bleiben im Kopf – und dass es nicht gereicht hat", schildert Meißner. Solche Partien brächten in puncto Entwicklung jedoch mehr als Siege in zerfahrenen Partien wie unter der Woche gegen die Hunte-Aue Löwen.
In der kommenden Saison bleibt zwar das Team fast gleich, doch die Spielstätte ist neu: Die HSG bezieht die neue Stadionhalle. "Ich war bisher noch nicht drin. Wir müssen uns da natürlich erst einmal akklimatisieren, aber die Zeit haben wir. Es ist toll, eine neue Sportstätte zu haben", meint Meißner. Die Spieltagsplanung sei mit einem Extra-Raum für Trainerbesprechungen und der Cafeteria schlicht besser.
Die Grundlagen sind nun also da, um eine erfolgreiche Saison zu spielen. Doch jetzt ist erst einmal Handball-Pause für Meißner und Co.