Versöhnliches Ende eines langen, zähen Verhandlungsmarathons um das Werder-Leistungszentrum, das jetzt in einer deutlich abgespeckten Variante in der Pauliner Marsch realisiert werden soll. Das heißt ohne ein Stadion mit mehreren Tausend Sitzplätzen. Das hatten sich die Anrainer 2023 in einem Beteiligungsverfahren erstritten. Der Beirat Östliche Vorstadt hat jetzt in einer Sondersitzung dem dritten und letzten Bauantrag des SV Werder Bremen in der Pauliner Marsch zugestimmt.
Wie sieht der dritte Bauantrag aus?
Am Ende des Rosenweges/Ecke Sommerdeich sollen die große Sporthalle und die von Werder so genannte Villa abgerissen werden und dafür ein dreistöckiges, neun Meter hohes Multifunktionsgebäude für die U14- bis U23-Nachwuchs-Mannschaften mit Umkleide- und Funktionsräumen im Erdgeschoss sowie Besprechungs- und Physiotherapie-Räumen für die Damenmannschaften im ersten Obergeschoss mit barrierefreiem Zugang errichtet werden. Im zweiten Obergeschoss sollen Athletik-Bereich mit Sport- und Kraftanlagen ihren Platz finden. Im obersten Stockwerk wird, so die Planung, die Stromversorgung, die mit rund 65 Prozent erneuerbaren Energien gespeist werden soll, untergebracht, darüber hinaus ein Notstromaggregat für Platz 11. Außerdem soll eine Grünfläche auf dem Dach entstehen, auf der ebenfalls Fußball gespielt werden kann. Im Erdgeschoss soll es keine Fenster geben, für den Fall, dass es zu einer Überschwemmung der Pauliner Marsch kommt. Für den Neubau, der anstelle der dann abgerissenen Villa entstehen soll, ist vorgesehen, dort Umkleide- und Massageräume unterzubringen. Alles zusammen firmiert bei Werder als Fußballcampus. Die beiden Neubauten sollen in der Kubatur, also im bisherigen Volumen der Gebäude bleiben, die nun abgerissen werden. Dafür habe das Bauordnungsamt grünes Licht gegeben, sagte Peter Rengel, Leiter Infrastruktur bei Werder Bremen. Außerdem solle rund um die beiden Gebäude eine gemütliche Umgebung geschaffen werden, die zum Verweilen einlädt.
Wer trägt die Kosten?
Insgesamt plant der SV Werder für alle Maßnahmen in der Pauliner Marsch mit einer Investitionssumme von rund 42 Millionen Euro. An den Umbaukosten zur Ertüchtigung von Platz 11, der auch als Bezirkssportanlage genutzt wird, soll sich Bremen mit 25 Prozent der gesamten Kosten beteiligen, das entspräche neun bis zehn Millionen Euro. Von den 42 Millionen sollen acht bis neun Millionen in den Bau und Umbau neuer Trainingsplätze fließen. 20 bis 23 Millionen Euro sollen in den Fußball-Campus investiert werden. Als Ausgleich für die jetzige Sporthalle, die etwa von der Schule St. Johann für den Schulsport genutzt wird, plant Werder eine Ausweichmöglichkeit in der vereinseigenen Bolzerei in der Überseestadt anzubieten.
Wie lange dauert die Bauzeit?
Tarek Brauer, Geschäftsführer Organisation und Personal bei Werder, versicherte dass die Abriss-, Umbau- und Baumaßnahmen insgesamt zwei Jahre dauern sollen. Beginn ist am 2. April. Dafür sollen rund 100 Container auf dem Platz P2 postiert werden. Auf entsprechende Nachfrage von Seiten der Wählergemeinschaft "Leben im Viertel" (LIV), versicherte er, dass es sich um eine Interimslösung handele und die Container nach Abschluss der Bauarbeiten samt und sonders wieder von P2 verschwinden sollten. Die Anfahrt des Bauverkehrs zu dem Baustellenbereich wird über den Rosenweg erfolgen.
Was sagt der Umweltbetrieb Bremen?
Günter Brandewiede, Referatsleiter beim Umweltbetrieb Bremen (UBB), hat sich mit den Baumfällungen beschäftigt, die Werder Bremen für das Vorhaben rund um den Rosenweg ausgewiesen hat. Nach Durchsicht der Unterlagen kam er zu dem Schluss, dass die Zahl der zu fällenden Bäume unter einem Dutzend liege. Nicht unter die Baumschutzverordnung fielen hingegen Haselnuss- und andere Sträucher, wie Brandewiede betonte. Dazu gab es Widerspruch von Beiratsmitglied Stefan Schafheitlin (LIV) und einer weiteren Zuhörerin, die darauf hinwiesen, dass die Biodiversität und die Artenvielfalt von Vögeln bereits jetzt bedroht seien. Und Vögel brüteten eben vorzugsweise in Sträuchern und Büschen. Schafheitlin sagte, dass die Trainingsplätze biologisch tot seien. Peter Rengel unterstrich, dass dem SV Werder ein bestmöglicher Schutz des Baumbestandes am Herzen liege. Es werde eine enge Abstimmung mit dem UBB geben, auch in puncto Nachpflanzungen. Auch gegenüber der Anwohnerschaft gelobte er Transparenz.
Was sagt der Beirat?
Der Beirat fordert mit großer Mehrheit in einem Beschluss sowohl die geschützten wie auch die sonstigen vitalen Bäume im Bestand zu erhalten. Die Baupläne sollen dementsprechend angepasst werden. Dies gilt ebenso für die Planung der Bauphase sowie der Zufahrtswege. Außerdem sollen die Ersatzpflanzungen in der Pauliner Marsch vorgenommen werden. Der Beirat fordert ferner, den Schutz des Rosenweges während der gesamten Bauphase zu gewährleisten. Insbesondere sollen die Bäume, die den Rosenweg prägen sowie deren Wurzelwerk maximal geschützt werden. Die Wiederherstellung des Rosenweges soll in enger Abstimmung mit dem Beirat erfolgen. Eine weitere Forderung: Es dürfen keine Verkehre über den Sommerdeich führen. Außerdem müssten ausreichende Ausweichsporthallen für die Schülerschaft dauerhaft zur Verfügung gestellt werden.