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Ausblick auf 2025 Gemeinde Stuhr: Bürgermeister Stephan Korte im Interview

Die Gemeinde Stuhr steht weiter vor großen Projekten. Im Interview mit dem WESER-KURIER spricht Bürgermeister Stephan Korte über die anstehenden Aufgaben.
01.01.2025, 16:11 Uhr
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Gemeinde Stuhr: Bürgermeister Stephan Korte im Interview
Von Eike Wienbarg

Herr Korte, viele Großprojekte in Stuhr haben im vergangenen Jahr Fahrt aufgenommen oder wurden abgeschlossen. Die Sanierung der KGS-Hallen in Brinkum ist jetzt endlich fertig, die Pläne für den Brinkumer Ortskern werden konkreter. Hinzu kamen endlich der erste Spatenstich für die Linie 8 und die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Gemeinde Stuhr. Was war Ihr Höhepunkt?

Stephan Korte: Das waren die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen. Wir haben in 2023 und auch 2024 viele große Projekte vorangebracht – mit oftmals sehr schwierigen Verhandlungen und oft unter großem zeitlichen Druck. Daher habe ich das auch ganz persönlich als kleine Belohnung für die Mühen empfunden. Wir haben ganz tolle Feste in jedem Ortsteil gefeiert, ganz unterschiedlicher Art. Wir hatten einen tollen Festakt im Rathaus, abends eine tolle Band. Und mir persönlich hat die Podiumsdiskussion mit meinen Vorgängern sehr viel Spaß gemacht. Von den Ortsteilfesten war ich sehr angetan. Wenn man sieht, was die Dorfgemeinschaften und die Vereine mit viel Energie auf die Beine gestellt haben und mit wie viel Freude alle dabei waren, hatte man das Gefühl, dass die Leute und die ganze Gemeinschaft nach einer Zeit coronabedingter Lethargie wieder richtig aufleben. Die Gemeinde ist lebendig. Das war toll zu beobachten. Ich habe das auch persönlich sehr genossen und war eigentlich fast immer bis zum Schluss dabei.

Und als Verwaltungschef?

Natürlich war der Baustart der Linie 8 ein besonderes Highlight für die gesamte Gemeinde. Dem ging eine anstrengende Zeit der Klärung der Finanzierungsfragen voraus. Durch die klagebedingten Verzögerungen haben wir deutliche Kostensteigerungen in allen Bereichen. Letztendlich haben wir jedoch für die Gemeinde in finanzieller Hinsicht sehr gute Rahmenbedingungen erreichen können. So wurde der Fördersatz für die Investition deutlich erhöht, sodass der gemeindliche Anteil nur überschaubar steigt. Zum anderen haben wir bezüglich des Betriebskostendefizits eine sehr gute Regelung mit Bremen, dem Land Niedersachsen, dem Landkreis und ZVBN verhandeln können, die den Anteil der Gemeinden auch bei zukünftigen Kostensteigerungen in einem sehr überschaubaren Rahmen halten wird. Wir können daher sehr beruhigt in die Zukunft schauen.

Ursprünglich sollte die erste Bahn mal im Jahr 2026 fahren. Wie ist jetzt der Plan?

Unsere Planungen sehen eine Inbetriebnahme bis Mitte 2027 vor. Wir haben das gemeinsam so entschieden, weil die Gewerke, die für den Bau notwendig sind, derzeit am Markt sehr stark nachgefragt werden. Die Deutsche Bahn hat sich in einem lange nicht mehr gekannten Ausmaß an die Erhaltung und den Ausbau ihrer Infrastruktur gemacht, was sicherlich auch bitternötig ist. Dadurch werden alle Gewerke, die wir benötigen, sehr stark nachgefragt. Und das merken wir natürlich auch. Deshalb haben wir einen Zeitpuffer eingeplant. Sonst müsste man sich unter Umständen eine zeitlich frühere Erstellung mit viel Geld erkaufen und wir möchten uns sparsam verhalten. 2026 wäre ein schönes Ziel, aber es kann auch 2027 werden.

Wie weit sind die Pläne für das Zubringersystem?

Unser Fachbereich ist mit dem ZVBN dazu bereits seit geraumer Zeit im Gespräch. Wir alle haben das Ziel, eine gute Anbindung der Busverkehre an die Taktung der Bahn zu erreichen. Insbesondere auch für die südlicheren und kleineren Ortsteile, damit möglichst viele Bürger der Gemeinde profitieren.

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Im Brinkumer Ortskern soll das alte Hotel Bremer Tor nun doch nicht abgerissen, sondern saniert werden. Was halten Sie von der Lösung?

Ich freue mich über jede Lösung, die realisiert werden kann und die in die Architektur des Büros Hilmes und Lamprecht passt. Und das tut sie. Heutzutage ist es schwer, Hotelneubauten zu realisieren. Die Hotelbranche hat in den letzten Jahren erheblich gelitten. Daher ist es gut, wenn diese Lösung einen wirtschaftlich dauerhaft tragfähigen Betrieb ermöglicht. Das ist ganz im Sinne der Gemeinde. Brinkum hat da enormes Potenzial. Entsprechend gibt es für die jetzige Lösung auch vielversprechende Interessenten.

Können Sie schon Namen nennen?

Nein. Ich möchte da der Specht-Gruppe nicht vorgreifen. Letzten Endes ist das auch deren Aufgabe. Es wird aber in jedem Fall auf eine Lösung hinauslaufen, die sehr im Sinne aller Stuhrer sein wird: ein Hotel mit Gastronomie und einem Festsaal mit Veranstaltungen, wie es sich die Leute wünschen. Das wird bestimmt gut.

Es gab gewisse Verzögerungen im Zeitplan. Wie sieht es aktuell aus?

Erste Zielmarke ist Sommer 2026 für die Gebäude 1 und 2. Die Gemeinde hat ihre Hausaufgaben so weit gemacht. Unsere Leute haben da sehr gute Arbeit geleistet. Das Planungsrecht und die Baugenehmigungen wurden in Rekordzeit geschaffen beziehungsweise erteilt. Es liegt nun am Investor, das umzusetzen, und wir haben bisher den Eindruck, dass er mit Nachdruck bei der Sache ist. Daher sind wir guter Dinge, dass der Zeitplan so weit auch eingehalten wird. Von besonderer Bedeutung ist für uns jedoch die zeitgerechte Umsetzung der Gebäude 1 und 2, weil da die Gestaltung des Marktplatzes durch uns dranhängt. Das muss Hand in Hand gehen. Wir müssen dazu jetzt die Ausschreibungen durchführen. Da benötigen wir Verlässlichkeit.

Wie geht es mit der Sanierung des Ortskerns in Alt-Stuhr weiter?

Wir haben verschiedene, wichtige Gebäude ankaufen können, wie das Eckgebäude an der Stuhrer Landstraße oder die alte Post. Das ist für die weitere Entwicklung sehr wichtig. Es gibt schon viele Anträge von privaten Eigentümern für die Förderung von energetischen Maßnahmen, die positiv beschieden werden konnten. Die Sanierung der Blockener Straße ist jetzt im Ortskern abgeschlossen. Wir sind in der weiteren Planung für die Gestaltung und haben einen Sanierungsbeirat etabliert, in dem wir das weitere Vorgehen diskutieren. Wir haben ferner ein Format mit der Politik, in dem wir die Dinge erörtern können. Wesentlich war daher für uns die endlich getroffene Entscheidung für den zukünftigen Standort der Feuerwehr Stuhr. Denn daran hängt alles Weitere.

Wie sicher sind Sie, dass der Standort an der Blockener Straße durch das Verfahren kommt?

Da bin ich sehr sicher, denn die Fraktionen haben sich mit großer Mehrheit bereits dafür ausgesprochen. Rathaus und Feuerwehr benötigen Verlässlichkeit in dieser Frage. Wir haben alle in Betracht kommenden Standorte in Hinblick auf die Schutzzielerreichung, die verkehrlichen Besonderheiten und alle weiteren infrage kommenden Belange, wie zum Beispiel den Naturschutz, den Hochwasserschutz oder Beeinträchtigungen für Wohnbebauung, geprüft. Der Standort Blockener Straße wurde doch nicht aus dem Hut gezaubert, sondern gehörte von Beginn an zu den infrage kommenden Standorten mit hoher Priorität. Die Abstimmungen mit der Naturschutz-, Wasser- und der Baufachplanungsbehörde des Landkreises haben ebenfalls im Vorfeld stattgefunden. Von dort gibt es keine Einwände. Von allen infrage und letztendlich auch realisierbaren Standorten hat sich dieser Standort als der beste ergeben.

Wie ist es mit der Erreichung des Schutzziels – gerade auch für Varrel?

Ich weiß, dass es da Sorgen oder Meinungen gibt. Und wir haben uns damit natürlich auch auseinandergesetzt. Wir können das aber nur nach sachlichen Kriterien und nicht nach Bauchgefühl entscheiden. Die Einsätze und die Einsatzzeiten werden von der Feuerwehr erfasst und wurden über einen längeren Zeitraum ausgewertet. Wir haben keine Situation, wo das Schutzziel nicht erreicht wurde. Wir hatten zuletzt einen Tiefgaragenbrand in Varrel, der ebenfalls im Rahmen des Schutzzieles erreicht wurde und auch von einem Standort Blockener Straße erreicht worden wäre. Wie ich eben schon ausgeführt habe, haben wir alle infrage kommenden Standorte hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile geprüft. Letztendlich ist es dann aber die Frage, ob ein anderer Standort, der im Übrigen jedoch noch nicht mal besser bewertet wurde, überhaupt erworben werden kann oder nicht. Wenn keine Verkaufsbereitschaft besteht, ist es müßig, sich darüber Gedanken zu machen.

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In Heiligenrode wurde das Klosterhofgelände hergerichtet. Ist noch eine zweite Ausbaustufe geplant?

Ja, und zwar auf der Fläche, wo heute der alte Geräteschuppen ist. Dieser wird abgerissen, um die Parkplatz- und Wegesituation umgestalten zu können. Wir wollen damit auch eine sichere Wegeverbindung zur benachbarten Kita ermöglichen. Des Weiteren soll auf der Parkfläche eine Beleuchtung installiert und Mobiliar für den Platz, zum Beispiel Sitzmöglichkeiten, beschafft werden.

Gibt es einen Zeitplan?

Das alles wird in diesem Jahr erledigt.

Was gibt es Neues aus den anderen Ortsteilen?

Nun, in Fahrenhorst beispielsweise soll bald das Bistro mit Mittagstischangebot und einem Dorfladen öffnen. In Heiligenrode haben wir den Festplatz gebaut und bauen noch weiter. Was den Festplatz anbelangt, gab es in Seckenhausen bisher eine perfekte Kooperation. Der örtliche Reit- und Fahrverein bot der Dorfgemeinschaft für Feste aller Art eine gute Bleibe, weil neben einer Freifläche auch eine Halle zur Verfügung stand. Der Verein sucht aufgrund der Kündigung des bisherigen Verpächters nun eine neue Bleibe, was letztendlich auch dazu führt, dass die Dorfgemeinschaft keine Feststätte mehr hat. Wir haben mit dem Verein verschiedene Flächen für einen neuen Standort überprüft. Aber das gestaltet sich schwierig.

Dieses Jahr soll es nun endlich mit dem Hochwasserschutz losgehen. Wie ist der Zeitplan?

Das gesamte Vorhaben bezieht sich auf das Gebiet zwischen der B 322 bei Groß Mackenstedt und der Grenze zu Bremen. Wir reden hier vom Bau von Deichen auf der gesamten Länge, einer teilweisen Rückverlegung und Sanierung bereits vorhandener Deiche, der Schaffung von Polderflächen und dem Bau von zwei Schöpfwerken im Bereich Moordeicher Wasserzug und Varreler Bäke. Wir rechnen mit Kosten von circa 22 Millionen Euro, von denen jedoch 80 Prozent das Land übernimmt. Im Sommer oder Herbst 2025 wird die Ausführungsplanung fertiggestellt, sodass wir dann als erstes mit den beiden Schöpfwerken im Bereich Moordeicher Wasserzug bis zur Varreler Bäke sowie den dortigen Deichbauarbeiten beginnen können. Dieser Bauabschnitt soll bis 2027 fertiggestellt werden. Alle weiteren Maßnahmen in den südlicheren Bauabschnitten werden voraussichtlich zwischen 2026 und 2030 fertiggestellt.

Konkreter werden auch die Planungen für das Hallenbad an der Bassumer Straße in Brinkum. Damit fällt der Festplatz weg. Wo soll eine Alternative geschaffen werden?

Die wird am Brunnenweg entstehen, neben der Feuerwehr. Da laufen die Planungen auch bereits. 2025 wird der Platz fertiggestellt, sodass die Brinkumer 3-Days in diesem Jahr dort dann stattfinden können, auch die Gewerbeschau.

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In Moordeich ist die Erweiterung der Lise-Meitner-Schule gestartet. Die Erweiterung und die Zusammenführung der KGS Brinkum steht noch aus. Wie geht es dort weiter?

Der Baubeginn an der Lise-Meitner-Schule ist im Januar. Bei der KGS Brinkum haben wir jetzt eine Lösung für die Niederschlagsthematik. Da müssen wir noch Flächen ankaufen. Ansonsten werden wir die Planungen aufnehmen, sodass wir starten können, wenn die Lise-Meitner-Schule in 2027 fertiggestellt wird. Es soll sich dann nicht weiter verzögern.

Die Sanierung des Hauses an der Bassumer Straße 10 ist fertig. Mitte des vergangenen Jahres wurde nun die Eröffnung gefeiert. Wie ist die aktuelle Auslastung?

Vor dem Hintergrund, dass wir das bisher noch nicht so intensiv beworben haben, läuft es sehr gut. Aktuell sind wir bei einer Auslastung von 40 bis 50 Prozent. Das ist sehr viel für so ein Gebäude. Wir hatten jetzt auch weitere Anfragen. Wir haben eine neue Quartiersmanagerin eingestellt, die im Gespräch mit den aktuellen und den infrage kommenden Nutzern ist, um ein gemeinsam getragenes Betriebsmodell zu entwickeln. Es gab viele Kritiker, die jetzt voll des Lobes sind. Dort ist etwas Wunderschönes entstanden. Es ist ein schöner Gegenpunkt zum eher kommerziellen Angebot rund um den Marktplatz.

Die Gemeinde Stuhr steuert erneut auf einen Gewerbesteuerrekord zu – trotz Wirtschaftskrise. Wie erklären Sie sich das?

Wir haben eine hervorragende Lage. Wir sind Teil eines der großen Wirtschaftszentren im norddeutschen Bereich. Wir haben eine super Verkehrsanbindung. Man darf aber nicht verkennen, dass es einzelnen Wirtschaftsbereichen auch schlecht geht. Aber in der Gesamtheit haben wir einen guten Branchenmix. Das ist der Schlüssel zu dem Ganzen. Trotz allem sind wir aber selbst etwas überrascht. Wir planen das Gewerbesteueraufkommen grundsätzlich immer sehr konservativ. Dass wir jetzt vermutlich 52 Millionen Euro einnehmen, ist natürlich außergewöhnlich. Wir gehen auch nicht davon aus, dass es weiter steigen wird. Im kommenden Haushalt haben wir daher rund 40 Millionen Euro geplant. Wenn es mehr wird, freuen wir uns. Daher bereitet mir auch das geplante Defizit von 7,5 Millionen Euro kein Kopfzerbrechen. Zumal wir dies auch aus der Rücklage decken werden, die wir die letzten Jahre genau für diese Zwecke aufgebaut haben.

Die Gewerbeflächen in Stuhr werden langsam knapp. Sind noch neue Areale geplant?

Wir haben jetzt erst mal Flächen in Brinkum-Süd erworben. Die werden jetzt entwickelt. Da haben wir vier Hektar. Des Weiteren haben wir in Groß Mackenstedt am Birkenweg 1,5 Hektar. Das ist ja schon mal was. Und wir haben eine weitere größere Fläche in Aussicht genommen. Da kann ich aber noch nicht drüber sprechen.

Auf der anderen Seite suchen viele Familien Wohnraum in Stuhr. Wird es dort noch Spielraum geben und wie läuft die Vermarktung der Flächen Auf dem Steinkamp?

Der Planfeststellungsbeschluss für die Weiße Riede II ist jetzt getroffen worden. Auf dem Steinkamp veräußern wir die Grundstücke sukzessive. Aber auch wir merken es ganz deutlich, dass die Zinsen und die Baukosten gestiegen sind. Die Nachfrage ist insgesamt betrachtet eher verhaltener, wobei wir jedoch aktuell alle in den Verkauf gegebenen Grundstücke am Steinkamp veräußern konnten. Die Nachfrage ist insgesamt aber deutlich zurückgegangen. Das heißt aber nicht, dass der Bedarf nicht da ist. Die Menschen müssen sich das nur auch leisten können. Wir haben hier leider einen hohen Bodenrichtwert, den wir auch zur Grundlage der Preisfindung machen müssen. Wir dürfen da nicht wesentlich drunter gehen. Für viele ist das ein echtes Pfund. Da haben wir wenig Spielraum. Wir wollen daher die Grundstücke eher kleiner parzellieren, damit der Gesamtpreis eines Grundstückes günstiger wird. Darüber hinaus haben wir drei Flächen für eine weitere Wohnbebauung in Augenschein genommen, die wir entwickeln möchten – in Gebieten mit niedrigerem Bodenrichtwert und nicht nur für Einfamilienhäuser, sondern auch für Mehrfamilienhäuser. In welchem Rahmen wir das tun, müssen wir schauen. Auch hier kann ich noch nichts nennen.

Wie realistisch halten Sie es, dass die Gemeinde Stuhr im Jahr 2026 für einen kurzen Zeitpunkt schuldenfrei ist?

Ich kann mir vorstellen, dass es in dem Jahr einen Zeitpunkt geben wird, an dem wir schuldenfrei sind. Ich strebe das jedoch nicht an, weil es bedeuten würde, dass sich Vorhaben verzögern und daher keine Mittel abfließen. Ich möchte aber, dass unsere Projekte zügig vorankommen. Das ist bei den Kostensteigerungen, die wir insbesondere im Baubereich aktuell haben, bares Geld. Aber wie gesagt: Es ist nicht auszuschließen, dass wir einen kurzen Moment haben. Aus den genannten Gründen weiß ich aber nicht, ob man darauf einen Sekt trinken sollte. Meine Erfahrung ist, dass es nicht wirtschaftlich ist, Projekte zu schieben. In der Vergangenheit kam es leider bei einigen Vorhaben zu Verzögerungen, die heute ein Vielfaches teurer sind. Aber natürlich ist es wunderbar, dass wir eine Gemeinde sind, die gut wirtschaftet und eine solch gute Finanzsituation hat. Ich habe in der Vergangenheit andere Verhältnisse kennengelernt, die mich sehr geprägt haben. Ich bin daher eher ein vorsichtiger Planer und Wirtschafter. Damit fühle ich mich wohler. Das, was wir jetzt umsetzen können, müssen wir uns leisten. Bei der geplanten Verschuldung werden sich die Vorbelastungen zukünftiger Haushalte mit Zins und Tilgung in einem absolut vertretbaren Rahmen bewegen. Und zwar so, dass auch zukünftige Entscheidungsträger handlungsfähig bleiben und auch größere Projekte angegangen werden können. Das ist eine der wichtigsten Botschaften unserer Finanzplanung. Wenn die Einnahmen weiter so fließen, könnten wir vielleicht eine deutlich niedrigere Verschuldung brauchen, aber damit planen wir nicht.

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Was wünschen Sie sich für das Jahr 2025?

Ich wünsche mir, dass alles so läuft, wie wir es geplant haben. Daran arbeiten hier im Rathaus und in allen anderen Bereichen sehr viele Menschen mit großen Anstrengungen. Ich bin sehr stolz auf alle unsere Bereiche, egal ob Rathaus, Kitas, Baubetriebshof, Sozialstation oder andere. Stuhr hat einen guten Ruf, was die derzeitige Leistungsfähigkeit der Gemeinde und die Dynamik in unseren großen Vorhaben angeht. Wir genießen damit große Aufmerksamkeit in der Region und haben daher viel Zulauf auch in Mangelberufen. Ansonsten wünsche ich mir, dass auch Projekte wie der Ortskern Brinkum, dessen Umsetzung nun vornehmlich in der Hand des Investors liegt, gut vorangehen. Und ich freue mich, wenn auch die weiteren Ortsteile eine gute Entwicklung nehmen. Ansonsten wünsche ich mir sehr, dass die jetzt auf Basis der Evaluierung des Kita-Konzepts basierenden Maßnahmen auch fruchten. Wichtig ist, dass wir eine verlässliche Betreuung anbieten, die Eltern und insbesondere Alleinerziehenden eine Berufstätigkeit ermöglicht, die den Lebensunterhalt sichert. Das schützt letztendlich auch vor Altersarmut. Das vom Rat beschlossene Maßnahmenbündel ist ein großer Schritt, mit dem Konsequenz und Mut gezeigt wurde. Allein schon, weil damit zusätzliche Personalkosten von rund einer Million Euro verbunden sind. Wir haben in der zurückliegenden Zeit viel für die Gewinnung von Kräften getan. Wir haben ein attraktives Bewerberportal entwickelt und haben die Bearbeitungszeiten von Bewerbungen deutlich reduziert. Insgesamt sind wir damit gut aufgestellt für die Zukunft. Insgesamt, denke ich, sind wir in dieser Frage auf einem guten Weg.

Das Interview führte Eike Wienbarg.

Zur Person

Stephan Korte ist seit 2020 Bürgermeister der Gemeinde Stuhr. Nach der Wahl im Jahr 2019 folgte er auf Niels Thomsen. Mittlerweile hat er mehr als die Hälfte seiner Amtszeit hinter sich.

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